laut.de-Kritik
Hat diese Band den Metal gerettet?
Review von Kai ButterweckSommer 1992: Ein Jahr nach dem selbstbetitelten fünften Werk der Mannen um James Hetfield versuchen sich Dave Mustaine und Co. an einer musikalischen Antwort auf das Grammy-prämierte Schaffen der Ex-Kollegen: "Countdown To Extinction" – ein Album, das sich ähnlich wie jenes von Metallica vom Thrash der früheren Tage löst und zielstrebig Richtung Mainstream marschiert.
Die Megadeth-Gefolgschaft reagierte erwartungsgemäß kritisch. Nichtsdestotrotz entwickelte sich "Countdown To Extinction" zum meistverkauften Output der Band: Massenkompatible Powerchords wie "Symphony Of Destruction" und "Foreclosure Of A Dream" sei Dank.
Zwanzig Jahre später klatscht die halbe Belegschaft von einst abermals in die Hände und huldigt dem erfolgreichsten Output der Bandkarriere mit einer amtlichen Anniversary-Tour. Um all denjenigen, die an der monatelangen Geburtstagssause nicht teilnahmen, einen Eindruck zu vermitteln, was sie verpasst haben, präsentieren Megadeth dieser Tage die DVD/CD-Kombi "Countdown To Extinction Live", genauer die komplette Show aus Pomona, Kalifornien, gespielt im Dezember 2012.
Nach einem kurzen Intro und den drei Warm-Ups "Trust", "Hangar 18" und "Public Enemy", hüpfen alle Beteiligten in die Zeitmaschine und arbeiten der Vergangenheit in chronologischer Reihenfolge ab.
Der Sound kommt fett, wenngleich die Gitarren mitunter etwas überladen klingen. Während im Hintergrund drei Videoleinwände finstere Bildfolgen ausspucken, stehen die Zuständigen für die drei Saiteninstrumente breitbeinig an vorderster Front. Der Bewegungsradius wird dabei selten um den eines Bierdeckels erweitert.
Wesentlich sportlicher engagieren sich die Fans im weiten Rund. Immer wieder fängt die Kamera umherfliegende Leiber ein, die von Security-Mitgliedern in den Fotograben gezogen werden. Das erfreut den Kopf der Band, Dave Mustaine, der im schicken Weißblüten-Hemd unter den Rotlocken immer wieder sein Lächeln aufblitzen lässt. So feiert man eben gerne.
Ansonsten hält sich die Überraschung eher in Grenzen. Erst als der 'offizielle' Teil der Show zu den Akten gelegt ist, und die Band mit "She Wolf", "Peace Sells" und "Holy Wars…The Punishment Due" zum Außer-der-Reihe-Finale bläst, schalten die Ohren all derjenigen auf Empfang, die neben "Countdown To Extinction" auch noch das eine oder andere Megadeth-Album im Regal haben.
Mehr als den 'Solide'-Button verdienen sich Megadeth dennoch nicht – dafür präsentiert sich der Großteil des Geschehens einfach vorhersehbar. Da hilft auch kein Mr. Mustaine, der während des Outros plötzlich euphorisch die Arme gen Hallendecke reißt und für einige Sekunden im Scheinwerferlicht verharrt, als hätte er gerade die Metal-Welt gerettet. Hat er nicht – weder damals noch heute.
5 Kommentare mit einer Antwort
"Mehr als den 'Solide'-Button verdienen sich Megadeth dennoch nicht – dafür präsentiert sich der Großteil des Geschehens einfach vorhersehbar."
Es ist 'ne live DVD. Erwartet der Kritiker etwa neue Songs?
Ich denke mal, dass sich die Kritik eher darin finden lässt, dass Megadeth im Grunde nur ihren Stiefel mittels Routine runterspielen, und man das zu stark merkt.
Da hilft auch kein Mr. Mustaine, der während des Outros plötzlich euphorisch die Arme gen Hallendecke reißt und für einige Sekunden im Scheinwerferlicht verharrt, als hätte er gerade die Metal-Welt gerettet. Hat er nicht – weder damals noch heute.
Made my Day!
Jetzt würde mich natürlich mal interessieren, wer den Metal gerettet hat - oder ob das überhaupt jemals notwenig war. So oder so ist "Countdown To Extinction" bis heute mein Lieblingsalbum vom Megadeth, dicht gefolgt von "Rust In Piece".
Ich fande es irgendwie langweilig. Da war Peace sells... um einiges besser.
Obwohl ich im Bezug auf seine Ex-Combo Mustaine für den wesentlich besseren Gitarristen halte, als sein Nachfolger. Wenn ich mir dessen Solos auf Death Magnetic anhöre wird mich schlecht wie uninspiriert die sind.