laut.de-Kritik
Strophe, Refrain, Strophe, Bridge, Refrain, Refrain, Refrain!
Review von Katja Scherle"Diesmal" heißt Melanie Cs neues Album auf deutsch. Diesmal könnte also alles anders werden als beim charakterlosen Vorgänger "Beautiful Intentions". Eigentlich aber täte Frau Chisholm gar nicht so klug daran, irgendetwas an ihrer musikalischen Ausrichtung zu ändern. Schließlich brachte ihr das letzte Album reichlich Radiorotation, eine Echo-Nominierung, Gold fürs Album und Platin für die Single "First Day Of My Life" ein.
Und so birgt auch "This Time" in großem Rahmen die üblichen Mel C-Hitzäpfchen: Strophe, Refrain, Strophe, Bridge, Refrain, Refrain, Refrain. Dieser ist gängigerweise von relativ hohem Stimmpotenzial und auch chartmäßig mächtig angelegt. Irgendwo dazwischen finden sich meistens Ausflüge in die (ebenfalls heruntergefahrene) rockröhrende Rotzigkeit und gut gemeinte "Liebe dich selbst"-Tipps von der besten Freundin Melli. So brüstet sich der Einstieg "Understand" mit einem fast erschreckend bombastigen Intro, das aber leider innerhalb von Sekunden abflacht in eine vorhersehbare Melodie.
Immerhin wartet der Refrain mit einer hübschen Textzeile auf, die sich gar als Sinnspruch selbstständig machen könnte: "Some things weren't designed to understand". Im Titeltrack "This Time" singt Melanie C vielsagende Zeilen wie "This time I'll make sure you don't hate me". Möchte man gemein sein, könnte man darin auch den Schmusekurs des Albums erkennen: Musik, die sich immer schön weit überhalb der Gefälligkeitsgrenze bewegt, bis auch ja niemand sagen kann, er möge die gute Mel nicht.
In guten Absichten aber wäre es auch als ironisches Statement zu lesen, der dem leidigen Powerfrauen-Kurs mal ein wenig Raffinesse verleiht. "Immune" präsentiert sich ebenfalls als klassisches Mel C-Stück. Zart wird es von einer akustischen Gitarre unterlegt, die Melodie säuselt mit ihrer Sängerin und das Solo bestreitet der Computer. Überhaupt setzt die angeheuerte Produktionsarmee (mehr als acht Mann an den Reglern) verstärkt auf Elektro-Einsprengsel. Hätte man das konsequent durchgezogen, hätte das Album vielleicht etwas mehr Charakter, und nicht die schale Ähnlichkeit zu Robbie Williams' letzten beiden Werken. Dessen ehemaliger Hit-Schreiber Guy Chambers war auch am Songwriting von "Protected" beteiligt.
Nun sollen aber endlich auch die Stücke gewürdigt werden, die ein wenig aus dem routinierten Gesamtgedudel herausstechen. Da wäre eben jenes "Protected", das in seiner musikalischen Dichte an die guten Zeiten von "Sing When You're Winning" erinnert. Leider beschädigt es mit seinem gelangweilten Instrumental-Fade-Out den guten Eindruck etwas. Hübsch hörbar ist aber auch "What If I Say". Eine Gitarre schlägt stetig sanft den Rhythmus und wird dabei von leiser Percussion unterstützt. In der Melodie (verhältnismäßig) kratzig, schließt der Song mit einem Mundharmonika-Solo.
Im Duett mit ihrem Hauptsongschreiber Adam Argyle steuert Melanie C schließlich fast in Richtung Folk: "Don't Let Me Go". Einprägsame Percussions und Streicher könnten gut den kommenden Sommer beschwingen. In der besungenen Mädchen-Solidarität von "Carolyna" klingen in den Strophen gar die Red Hot Chili Peppers in Gitarre, Rhythmus und schnellem Gesang an. Unglücklicherweise unterbricht der allzu poppige Refrain das vielversprechende Liebäugeln mit dem Funk-Rock.
Als Bonus serviert die Engländerin eine Cover-Version des Strangeloves-Stücks "I Want Candy", die wohl so frech rüberkommen soll, wie ihre neue Indie-Pony-Frisur. Kollege Manthe sagte es bereits über das Vorgänger-Album: Geht Melanie C mit "This Time" festen Schrittes in Richtung Charts? Sicher! Aber wahrscheinlich nicht mit den Stücken, die es verdient hätten.
20 Kommentare, davon 19 auf Unterseiten
Warum ist das Album hier unter Rock eingestuft???
Naja der Verantwortliche hierfür wird es schon wissen
Sonst ist das Album hörbar, aber leider auch nicht mehr. Etwas mehr Abwechslung wäre wünschenswert gewesen und ein paar mehr angesprochene Themen, aber warum alt bewertes nicht weiterführen, wenn es doch erfolgreich war? Einfach mal reinhören und eine eigene Meinung bilden rhsn