laut.de-Kritik
Schöne Soloscheibe vom Angel Dust-Sänger Dirk Thurisch.
Review von Michael EdeleÄh, Moment mal, hab ich da was nicht ganz mitbekommen? Ist bei den Dortmundern Angel Dust jetzt etwa endgültig schicht im Schacht? Hat zumindest den Anschein, denn Sänger Dirk Thurisch präsentiert diese Tage mit Mercury Tide seine eigene Band und lässt dabei zu keiner Zeit Wehmut nach seiner alten Truppe aufkommen.
Zugegeben, Mercury Tide und Angel Dust sind musikalisch nur bedingt zu vergleichen, aber "Why?" ist ein verdammt starkes Album geworden. Nachdem Dirk auch bei den Konzerten von Angel Dust immer mal wieder zur Gitarre gegriffen hat, übernimmt er den Job auf seiner Solo-Scheibe ebenfalls souverän und lässt nur seinen alten Bandkollegen Bernd Aufermann bei einigen Songs die Soli einspielen. Gesanglich spielt Dirk hier seine ganze Klasse aus, und es ist schon erstaunlich, wie variabel der Mann mit seiner Stimme umgehen kann.
"Why?" ist wahrscheinlich das typischste Century Media-Album geworden, das man sich vorstellen kann. Nicht nur, dass mit Sigi Bemm in den Woodhouse Studios aufgenommen wurde (wo so ziemlich jede CM-Band mal aufgenommen hat), sondern mit Basser Anders Iwers von Tiamat und Drummer Stefan Gemballa von Flowing Tears sieht das alles schon beinahe wie eine vom Label initiierte Sache aus. Wenn da nicht Dirks Cousin Dennis Riehle an den Keyboards wäre, könnte man fast auf dumme Gedanken kommen.
Aber mal im Ernst, "Why?" klingt einfach viel zu ehrlich, um den beteiligten Musikern unlautere Absichten zu unterstellen. Dirk und seinen Mitstreitern gelingt es sehr schön, jedem einzelnen Song eine sehr intensive Atmosphäre einzuhauchen und dabei quer durch alle möglichen Stile zu pflügen. Härte ist zu keiner Zeit das ausschlaggebende Argument, vielmehr stehen die Melodien im Vordergrund, und man schreckt auch nicht davor zurück, schon beinahe in poppige Gefilde vorzudringen. Würde Dirk mit tieferer Stimme singen, könnte man gelegentlich schon beinahe von Gothik-Rock sprechen. "Set Me Free" könnte fast aus Finnland stammen. "This Never Ending Dreaming" glänzt durch seinen hymnenhaften Chorus, und "Save This World" ist einfach nur 'ne geile Ballade.
Wenn es also nicht bei einem Soloausflug bleibt, sondern sich Dirk auf Dauer mit Mercury Tide musikalische zu Wort melden wird, muss man sich um den Mann wirklich keine Sorgen machen. Starkes Album.
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