laut.de-Kritik
Naidoos "The Voice"-Schützling schaffts nur bis zum Edeka-DJ.
Review von Kai ButterweckXavier Naidoo kann seine Begeisterung kaum im Zaume halten, wenn es um seinen "The Voice Of Germany"-Schützling Michael Schuppach alias Mic Donet geht. Schon lange habe er kein derart stimmiges Soulalbum mehr gehört. Mit den Worten "grammywürdig" und "unfassbar gut" setzt der gute Xavier dem Ganzen noch die Krone auf und rüffelt gleichzeitig all diejenigen, die in der Vergangenheit an Mics Talent gezweifelt haben.
Das waren nicht Wenige, denn "Plenty Of Love", Mics Zweitwerk, fristet schon seit knapp vier Jahren sein Dasein im heimischen Archiv des Wahlberliners: "Wir haben mit diesem Album an so viele Türen geklopft, sind damit auf eigene Faust getourt und haben dafür zum Teil im Auto gepennt. Aber niemand hat uns supportet", schreibt Mic auf seiner Homepage.
Doch nach Naidoos öffentlicher Liebesbekundung wendet sich das Blatt. So klopft mit Universal gar ein Major an die Pforten des gebürtigen Müncheners. Soweit so gut. Die Neugier steigt. Aber glänzt der vermeintliche Rohdiamant auch?
Die Basis lässt sich ordentlich an. Donet verzichtet weitgehend auf Klänge aus der Retorte. Keine Synthie-Streicher und keine anorganischen Beats. Stattdessen überwiegt Handgemachtes: echte Drums, echte Bläser, echte Violinen. Dazu gesellt sich Mics Organ, wahlweise sanft oder angeraut und durchaus mit Wiedererkennungswert ausgestattet.
Auch in punkto Songwriting braucht sich der adrette Barde vor Etablierten seiner Zunft nicht zu verstecken. Homogen und stimmig kommen die zehn in Zusammenarbeit mit Co-Produzent Aristoteles LoukissasTracks entstandenen Tracks daher. Das Ergebnis ist ein Mix aus luftig leichtem Soulpop à la Quincy Jones ("Plenty Of Love", "Travel These Streets"), süffigem Balz-Gehabe ("Half A Man") und funkigen Ausritten ("What A Night").
Oberflächlich betrachtet klingt das alles ganz gut. Was fehlt, ist der Tiefgang. Das bricht dem Album als Ganzes letztlich das Genick, denn Soulmusik lebt von gefühlsbeladenen, von aufwühlenden und berührenden Momenten. Die grenzen das Genre von gängiger Airplay-Kost ab und halten es von Fahrstuhl-Musikanlagen und Edeka-DJs fern. "Plenty Of Love" bewegt sich eher im luftleeren Raum, wo nichts wehtut und sich weder Kanten noch Ecken befinden.
"Going Insane" präsentiert am Ende noch einmal den Versuch eines Ausbruchs, wenn Mic seine Stimmfarbe plötzlich in emotionalere Gefilde trägt und sich der Background an leichtem Rock probiert. Vier inbrünstige Minuten sind aber zu wenig, um das Ruder noch herum zu reißen.
So wandert das Album letztlich am Wohnzimmer-CD-Regal vorbei auf den Stapel CDs neben der Kaffeemaschine. Dort steht auch noch eine kleine Anlage: für nicht ganz so bedeutsames Liedgut, das sich bestens als musikalische Untermalung für längere Kochgänge eignet. Wie gerne Xavier Naidoo wohl zu Hause am Herd steht?
6 Kommentare
nur nebenbei, hat dieser Max eigentlich was rausgebracht? war doch eigentlich naidoos final-kandidat, oder? naja, eigentlich auch wieder egal.
Max Giesinger und Michael Schulte bringen beide Ihre Alben noch raus, soweit ich weiß. Die wollten aber vorher noch eine Tour absolvieren.
für mich ist es kein kitchen soul, sondern exzellente Musik, die mich als nicht ausgesprochenen Soul-Fan anspricht, gerade wegen ihrer Vielseitigkeit und der funkigen und anderen Einflüsse, die er verarbeitet; nur 2 Sterne sind mir unbegreiflich???
whack
Ich finde die 2 Sterne auch etwas zu tief gegriffen. Mic Donet war seinen Kollegen Max Giesinger und Michael Schulte musikalisch und gesanglich weit überlegen ! Das beweist er auch mit seinem Album.
Ganz nett, aber kein Jahrhundertwerk oder etwa grammyverdächtig. Bei dem Erfolg ist eindeutig die Fürsprache von Xavier ein Trumpf.