laut.de-Kritik
Laut(!), schnell, hart und gnadenlos.
Review von Alexander CordasEnkelsohn, komm her und setz dich zu mir, ich habe dir eine Geschichte zu erzählen! Damals, Ende des letzten Jahrhunderts, da war ich ein Hansdampf in allen Gassen. Ich trieb mich auf Konzerten herum, pinkelte gegen Autos, lag sturzbesoffen am Straßenrand und ließ mich auch sonst nicht lumpen, wenn irgendwo wieder einmal Schabernack veranstaltet werden sollte.
Es begab sich zu jener Zeit, dass ich unbedingt zu einer Musikveranstaltung gehen wollte, bei der laute und aggressive Musik zum Besten gegeben wurde. In meinem jugendlichen Leichtsinn verachtete ich alle Hinweise an der Eingangstür, die vor Hörschäden warnten. Als die Kapelle dann zum Tanz aufspielte, wusste ich, warum ich gewarnt wurde. Auf der Stelle verlor ich tausende von Haaren und von diesem Verlust habe ich mich - wie du siehst - nicht mehr erholt. Aber das war mir ziemlich egal, denn ich wollte dabei sein, wenn dieses extreme Orchester aufspielen sollte. Ich kann dir sagen, es hat eine ganze Weile gedauert, bevor ich mich von diesem Spektakel erholen sollte. Fast eine Woche lang hatte ich ein Pfeifen im Ohr, das nicht mehr verschwinden wollte.
Die Weisen, zu denen wir unsere Körper wie in Ekstase bewegten, hießen zum Beispiel "Just One Fix", "N.W.O." und "Thieves" und zählten damals zum Faszinierendsten, was es zu hören gab. Laut, schnell, hart und gnadenlos, wie du zweifellos gleich feststellen wirst, denn hier hast du eine Sammlung von allen großen Hits der Kapelle, die sich Ministry nannte. Auch eine Version eines noch älteren Liedes namens "Supernaut" ist darauf zu hören. Dieses Lied stammt von einem Orchester namens Black Sabbath und ist wahrlich nicht schlecht interpretiert.
So, mein Kind, jetzt geh auf dein Zimmer und höre dir an, was dein alter Opi damals so gehört hat. Ich brauche diese Sammlung nicht, denn ich habe ja schon alle Sachen. Was? Ja, das heißt, du kannst sie behalten. Was? Du musst lauter sprechen, ich verstehe dich so schlecht. Hm? Bitte, gern geschehen.
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