laut.de-Kritik
Ein neuer Stern am Schweizer Techno-Himmel.
Review von Daniel StraubProduzent und DJ Luciano ist seit nunmehr zehn Jahren eine Größe in der internationalen Technoszene. Neben seinem eigenen künstlerischen Output hat der Schweizer mit Cadenza Records auch eines der qualitativ hochwertigsten Labels für elektronische Musik etabliert.
Dort macht er sich in jüngster Vergangenheit vor allem um die Förderung neuer Talente verdient. Ernesto Ferreyra, Michel Cleis, Miguel Toro und Gavin Herlihy gehören allesamt zur jüngsten Generation der Cadenza-Produzenten. Mit Mirko Loko gibt nun ein weiterer Newcomer sein Debüt.
Aufgewertet wird der Cadenza-Erstling des Landsmanns von Luciano durch die Tatsache, dass dieser ihn gleich mit einem Longplayer ins Rennen schickt. "Seventynine" markiert erst den vierten Albumrelease des Labels. Kein Wunder also, wenn die Erwartungen im Vorfeld hoch waren.
Zusätzlichen Appetit auf die Tracks machten die bisherigen Releases. Diese sind als Soloproduktionen auf Loco Dice' Desolat-Label, an der Seite von Ripperton, unter dem Projektnamen Lazy Fat People auf Carl Craigs Planet E, James Holdens Border Community sowie Wagon Repair (von Mathew Jonson und Konrad Black gemanagt) erschienen.
Mit "Seventynine" knüpft Loko nahtlos an die Qualität seines bisherigen Outputs an. Gleichzeitig versteht er es, sich künstlerisch weiterzuentwickeln und den Anforderungen eines Artistalbums voll gerecht zu werden. Das zeigt sich vor allem beim CD-Format, auf dem insgesamt elf Tracks auf die Hörer warten. Vinyl-Fetischisten müssen sich dagegen mit lediglich vier Stücken begnügen.
Ausgewählt wurden jene, die sich am deutlichsten für den Einsatz im Club empfehlen. Seinen ganzen Charme entfaltet das von sommerlicher Melancholie strotzende Album jedoch nur, wenn man es in seiner ganzen Dramatik genießt.
Mit viel Gefühl und Umsicht baut Loko die Tracks auf, verwebt von Beginn an eine feine Spannung in die verschiedenen Tonspuren seines Erstlings. Nach dem Opener "Sidonia" gestalten sich die Beats mit "Around The Angel" und "Love Harmonic" zusehends raumgreifender. Bestes Cadenza-Afterhour-Feeling ist angesagt.
Danach nimmt der Lausanner erst mal das Tempo raus und gönnt den Hörern mit dem von Detroit-Referenzen durchzogenen Ambient-Track "Astral Vacuum" ein beatloses Zwischenspiel.
Mirko Loko beherrscht das Spiel mit den Stimmungen virtuos. Das macht "Seventynine" zum überzeugendsten Cadenza-Release der jüngeren Vergangenheit. Dass man auch in den restlichen Monaten des Jahres mit seinem Label rechnen muss, hat Luciano bereits angekündigt.
Mit dem Frankfurter Frank Heinrich alias Reboot schwitzt bereits der nächste Newcomer an Tracks für sein Debütalbum auf Cadenza. Gute Aussichten fürs Techno-Jahr 2009.
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