laut.de-Kritik
Psychedelisches Gepolter für die "The"-Generation.
Review von Alexander WentlandVerdammt! Haben die sündhaft teuren Boxen etwa schon wieder die Reise ins Nirvana angetreten, oder nennen die auf dem Cover so stoned dreinblickenden Kerle diesen räudigen Soundbrei wirklich Studioalbum? Das Schlagzeug klingt so sehr nach Muttis Topfset, dass selbst die frühen Einstürzenden Neubauten neidisch in Richtung Drummer schielen würden. Die Gitarre scheint von dieser Kombo vor der Müllverbrennungsanlage gerettet worden zu sein, als Aufnahmeinstrument wurde ein verstaubter Diktiergerät-Prototyp aus den Museumshallen entwendet. Kein schlechter Anfang.
Auch wenn mit dem Produktionsbudget noch nicht einmal ein Superspar-Menü bei McDonalds zu finanzieren wäre: Auf die Songs kommt es an! Da offenbart sich nämlich bei genauerem Hinsehen so manche Perle. Der Titeltrack fühlt sich an wie ein anderthalbminütiger freier Fall, "Enemy" lässt einen den Fahrtwind der trockenen Landstraße auch im muffigen Büroraum spüren, "Ants In My Hands" hypnotisiert mit kruden Gitarreneffekten und "Tongues" versprüht literweise 60ies-Charme.
Garagenrock auf LSD. Psychedelisches Gepolter für die "The"-Generation – auch wenn bei diesem Ableger die verräterische Brandmarkung fehlt. OK, interessante Ideen hat der manische Haufen aus Pittsburg allemal. Da kann man auch mal auf Klang und Struktur verzichten, die geistigen Ergüsse quellen größtenteils ungeordnet und ungefiltert aus dem Wiedergabegerät. Sei's drum. Wo soll ich in einer Zeit, in der Musiker weder Instrumente stimmen müssen, noch Tonstudios, einen Produzenten oder gar musikalisches Know-How für ein Album brauchen, noch den Maßstab anlegen?
Krach und Chaos als ausgeklügeltes Konzept, oder einfach nur grenzenloser jugendlicher Dilettantismus? Zuzutrauen wäre ihnen beides. Um den reinen Punk-Spirit zu schmecken, muss man wohl oder übel in die bittere Limone beißen. Bon Appetit!
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