laut.de-Kritik
Zwei einsame Wölfe in der Schattenwelt des Alternative-Folk.
Review von Martin LeuteNachdem der umtriebige Singer/Songwriter Jason Molina dieses Jahr bereits mit seiner Band Magnolia Electric Co. und dem üppig instrumentierten Werk "Josephine" sachte rockend dem Country huldigte, steht nun eine Kollaboration an, die Schwermut und instrumentalen Minimalismus ins Zentrum des poetischen und musikalischen Schaffens rückt.
Mit Will Johnson, der zuletzt 2008 unter den Künstlernamen Centro-Matic und South San Gabriel ein Doppelalbum veröffentlichte, hat er einen ebenso aktiven wie kreativen Partner an seiner Seite. Als Duo erkunden sie in LoFi-Manier die Schattenwelt des Alternative-Folk, zwei einsamen Wölfen gleich, die kurzzeitig zueinander finden, um melancholisch und sehnsüchtig den Vollmond anzuheulen - wohl wissend, dass die Einsamkeit wieder Einzug halten wird.
Der Unaufdringlichkeit der zumeist im Wechsel vorgetragenen Lieder steht die Emotionalität der Gesangskünste gegenüber, die immer wieder zur zweistimmigen Intonation anheben und jederzeit atmosphärische Eindringlichkeit garantieren.
Verströmen Rhythmusgitarre und Drums im Opener noch eine beschwingte Atmosphäre, tropfen anschließend zu Molinas Vokalvortrag dumpfe Pianoakkorde herab ("All Falls Together"), während Johnsons scheppernd gezupfte Gitarre zur singenden Säge und mit Gastsängerin Sarah Jaffe tief in den schaurig-schönen Blues eintaucht ("All Gone, All Gone"). Tröstlich in den Arm genommen wird man auch von dem herzlichen Duett "Almost Let You In".
Die Platte erreicht mit Stücken wie Johnsons Piano-Ballade "In The Avalon/Little Killer" oder Molinas von der Slide-Guitar umschmeichelte "Each Star Marks A Day" oder "34 Blues" schließlich ihre traurigen wie ergreifenden Höhepunkte.
Molina und Johnson ergänzen sich kongenial, spielen ihre Stärken mit wenigen Akkorden aus, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen. Die Reduktion, die weitgehend auch Molinas Projekt Songs: Ohia samt dem Werk "The Lioness" ausgezeichnete, geht Hand in Hand mit Johnsons Affinität zu leichtfüßigen und angestaubt tönenden Arrangements aus Folk und Blues. Die spröde Ungeschliffenheit bei gleichzeitigem Verzicht auf schmückendes Beiwerk schafft eine intime Unmittelbarkeit, die die Größe dieser wunderbaren Songwriter freilegt.
Das unprätenziöse, durchweg ansprechende Werk ist zwar in atmosphärisch trübe Farben getaucht, doch Molina und Johnson verstehen sich darauf, der Traurigkeit mit einer Zärtlichkeit zu begegnen, die Trost spendet. Da fanden sich zwei Gleichgesinnte, die beiläufig ihr dunkel schimmernden Wesen offenbaren und ein feines Alternative Folk-Album hinterlassen, das weniger durch Innovation besticht als durch ganz viel Gefühl.
3 Kommentare
...klingt sehr interessant.
im übrigen finde ich das cover auch sehr schick!
Das könnte was für mich sein.
Twenty Cycles To The Ground klingt ja schon mal sehr schön!
ich mag menschen mit zusammengewachsenen augenbraun.
Aber ich frag mich immer. schauen die nicht im spiegel? sehen die das nicht? Ich würde das sofort abrasieren..