laut.de-Kritik
Sind Songs wie "The Time Is Now" noch zu verbessern?
Review von Martin MengeleTrotz vollem Terminkalender finden Moloko Zeit, während der Aufnahmen zu ihrem viertem Album noch eine Remix-Doppelscheibe auf den Markt zu werfen. Eine Sammlung ihrer Hits von 1995 - 2000 ließen sie von prominenten Musikern rund um den Globus durch den Kreativ-Fleischwolf drehen. Darunter finden sich die buntesten Gestalten der modernen Popmusik und einige Remixer mit einschlägiger Erfahrung: François K, Ashley Beedle, Robbie Rivera, DJ Plankton, Matthew Herbert, Mousse T und DJ Krust.
Ob wir aber wirklich die zigste Neuauflage von "Sing It Back" in unserem Plattenschrank brauchen, hängt von der grundsätzlichen Einstellung zu Remixen ab. Natürlich wird der Moloko-Sammler auch über diese Doppel-CD herfallen wie der Geier über das Aas. Ein genialer Popsong wie "The Time Is Now" dagegen kann als Meisterwerk völlig alleine stehen bleiben, ohne verschiedenen Sichtweisen anderer Musiker ausgesetzt werden zu müssen. Eine veränderte Version kann zwar spannend sein, wird dem Song an sich aber keine bahnbrechenden Hitqualitäten mehr zufügen. Im Gegenteil: der "Bambino Casino Mix" auf der zweiten CD verlangsamt das Original nur um den funkigen Beat, fügt ein paar Streicher hinzu, die aber nur dazu beitragen, dass der Song an Drive verliert und fast zur Schnulze verkommt. Der "FK’s Blissed Out Dub" hingegen ergänzt die Rhythmussektion zwar um eine fetzige Live Percussion, bleibt aber irgendwie in einem wirren Ambient-Nebel aus Keyboards kleben.
Insgesamt macht sich der Tempoverlust bei beiden CDs negativ bemerkbar. Ausnahme ist z.B. ein geistvoller Matthew Herbert, der den Song "The Flipside" zwar minimaler instrumentiert, dabei den Schwung der Vorgabe nicht aus dem Fokus verliert. Auch Todd Edwards Remix von "Pure Pleasure Seeker" kann sich wegen der witzigen Addition von housigen Vocal-Loops in diesem Zusammenhang noch hören lassen. Die meisten Songs haben aber im Vergleich zum Original an Lebhaftigkeit verloren und klingen jetzt alle ein wenig farblos und zu ambient.
Noch keine Kommentare