laut.de-Kritik
Unverschnörkelte Reime, die man in jedem Zustand versteht.
Review von Jasmin LützJesus, ich hör' dir läuten. Überpünktlich zum "Weltjugendtag" bieten Montag auf ihrem zweiten Album "Sender" die Papsthymne 2005. "Für Bitte" eignet sich nicht als pompöser Opener, vor allem für die eingefleischten Atheisten unter uns. Man kann ja glauben, an was man will, aber vor der sektenartigen Gläubigen-Invasion im August in Köln habe ich jetzt schon Angst, und außerdem brauchen wir neben dem ganzen Christenpop nicht noch mehr öffentliche Bekenntnisse mit Bart.
Zum Glück werden die Jesuslatschen schnell gegen bequeme Turnschuhe ausgetauscht. "Sender" kommt sehr viel flippiger und selbstbewusster als sein Vorgänger in die Gänge. Was wohl auch an der eingeschrumpften Bandkonstellation liegt. Zur zweiten Platte gibt es die klassische Dreierposition mit Gesang, Gitarre und Rhythmusfraktion. Hier und da ersetzt die Melancholie des Klaviers das Schrammelinstrument.
Ansonsten beherrschen kräftige Rockgitarrenhymnen mit teils gewöhnungsbedürftigen und abstrakten Wortanreihungen die neue Formation Montag. In Badelatschen fühlen sich nicht nur die Füße bei "Ich Du Er Sie Es" am wohlsten. Unverschnörkelte Reime, die man in jedem Zustand versteht. Auf zum Strand, um mit der sonnengereiften Energie einiger Beach Boys auf der Radiohitwelle 2005 mitzuschwimmen. Wenn es Virginia Jetzt!, Wir sind Helden oder sonstige "Deutsch-Leistungskurse" in die Top 100 schaffen, warum dann nicht auch Montag?
Der Britpop-Devil bleibt den Hamburger Jungs dicht auf den Fersen, dabei windet sich Julians Stimme in überirdische Gefilde. Die Tonlage verbiegt sämtliche Dächer dieser Stadt und hinterlässt dabei einen mächtigen Eindruck, wie einst der von Teufelshand gewundene Kirchturm im schönen Mayen. Und noch ein Hinweis. Die CD bitte bis zum bitteren Ende laufen lassen. Es gibt noch einen versteckten Bonus (Ups, jetzt hab' ich's verraten). "Ein Anfang" könnte nach der vibrierenden Strandhymne der nächste Hit werden. Also, "Wir sind zum Glück nicht Papst", aber mit der Schlagzeile "Wir sind Montag" kann sich auch der Nichtgläubige anfreunden, oder?!
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