laut.de-Kritik
Linda McCartney from outer Space.
Review von Giuliano BenassiJemand hat sich mal die Mühe gemacht und bei einer Liveaufnahme der Wings die Stimme von Linda McCartney herausgefiltert. Das Ergebnis: Absolut verheerend. "Wie heißt der Hund bei Wings?", so ein gehässiger Witz damals - "Linda McCartney".
Ganz so schlimm ist es beim Moon Duo nicht, aber es ist klar, wer die musikalischen Hosen anhat – Gitarrist und Sänger Ripley Johnson. Seine Lebensgefährtin Sanae Yamamoto darf ein paar simple Keyboardakkorde spielen und ab und zu im Hintergrund mitträllern. Was zum Glück nicht wirklich dramatische Auswirkungen hat, denn der Sound des Duos ist eh stark verzerrt.
Der Titel des Albums stammt aus einem Essay des naturverbundenen Philosophen Ralph Waldo Emerson mit dem Titel "Circles". "Der erste Kreis ist das Auge. Der Horizont, den es bildet, der zweite. In der gesamten Natur wiederholt sich diese Form unendlich", so Emerson 1841.
Die Grenzen des Sichtbaren (und des Hörbaren) zu transzendieren ist auch die Mission des Moon Duos, die sie seit 2009 auf mehreren EPs und mit vielen Auftritten in der Welt verbreiten. An der Grundstruktur der Stücke ändert sich dabei wenig: Eine Drum Machine mit monoton einprogrammiertem Basslauf bildet die rhythmische Grundlage, auf der Johnson ins Mikrophon nuschelt und auf der seine durch Effekte fast unkenntlich gemachten Gitarre dudelt. Yamamoto bleibt dezent im Hintergrund.
Das Ergebnis ist abgespaced und weniger schlimm, als es sich hier anhört. Die Aufnahmen fanden an verschiedenen Orten in den USA statt, die Abmischung erfolgte in Berlin. Eine Lo-Fi-Angelegenheit, die einen gewissen Charme ausstrahlt. Nett anzuhören bei nächtlichen Autobahnfahrten, wobei ein richtiges Schlagzeug samt Bass oder eine kreativere Programmierung der Drum Machine ein großer Schritt nach vorne wäre.
Noch keine Kommentare