laut.de-Kritik
Aus dem reichen Fundus des kauzigen Komponisten.
Review von Alexander CordasMoondog. Gott hab ihn selig. Aber keine Angst, denn um das Seelenheil des Bärtigen muss man sich nun wirklich keine Gedanken machen. Wer Musik geschaffen hat, die man nur schwerlich mit einem anderen Attribut als göttlich oder traumhaft versehen kann, hat einen prominenten Platz auf Wolke Sieben sicher.
Der Mann hat bis zu seinem Tode 1999 so unglaublich viel komponiert, dass andere Musiker dagegen wie Arbeitsverweigerer dastehen. Von Bands, die Jahre für ein Album benötigen, einmal ganz abgesehen. Das feine Label Roof Music wirft nach "The German Years" eine weitere Zusammenfassung auf den Markt. Unveröffentlichte oder - wenn überhaupt - nur sehr schwer erhältliche Stücke finden Eingang auf "Rare Material".
CD 1 deckt die Phase des opulenten Big Band-Sounds ab, die Moondog bereits 1994 mit "Sax Pax For A Sax" so eindrucksvoll in Szene setzte. 1995 erschienen die hier versammelten Titel unter dem bezeichnenden Namen "Big Band". "Paris" sowie "Shakespeare City" dürften jedoch nicht ganz unbekannt sein, sind diese doch auf beiden Platten vertreten.
Der kauzige Komponist geht dem Hörer wieder einmal herrlich emotional ans Gehörknöchelchen. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Scheinbar zurückgelehnt und entspannt dringen verspielte Melodien hervor, die sich um sich selbst und ihre gegenläufigen Kollegen schlängeln. Stimmung und Atmosphäre der Songs reichen von locker und fluffig bis hin zu düster und bedrohlich. Und immer dabei: Moondog mit seiner Trommel. Entweder bedächtig und schleppend, oder angeregt und hoppelnd.
Linernotes im Booklet erklären jeden einzelnen Song. Augenzwinkernd und pathetisch gibt der Meister selbst einen kleinen Einblick in die Geschichte rund um seine Stücke. Nach dem Motto Opa erzählt vom Krieg möchte man ihm ein herzliches "und was passierte dann?" zurufen.
Der zweite Silberling spannt den Bogen etwas weiter. Symphonisches, Kammermusikalisches, Orgelklänge und sogar ein quakender Frosch dürfen mal ran. Einem rasanten Parforceritt gleich stürmt Moondog durch die Jahrzehnte. Die Entstehung der Tracks reicht von 1949 bis 1989. Dementsprechend unterschiedlich fällt das Material denn auch aus. Perkussiv hört man seine Vorliebe für indianische Musik noch deutlicher heraus als bei seinen Spätwerken.
"Moondog Monologue" beschließt ein schönes Doppelpack mit philosophischen Betrachtungen über sich und die Welt. Möge noch mehr Material, das bislang unveröffentlicht in irgendwelchen Archiven schlummert, den Weg ans Tageslicht finden.
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