laut.de-Kritik

Die Hip Hop-Blasmusikanten reißen Genregrenzen ein.

Review von

Ähm bitte was soll Moop Mama sein? Warum sind die zu zehnt, wenn sie doch Hip Hop machen? Wo bleiben die stampfenden Bässe, wo die Punch-Lines und warum erfahre ich hier nichts über Koks, Bitches, Autos und Geld? Wieso prahlt hier niemand mit zu viel Selbstvertrauen oder dicken Eiern und warum sagt niemand 'Ficken', 'Schwanz' oder 'Hurensohn'?

Die Erklärung lässt nicht lange auf sich warten: "Moop Mama, für alle die uns nicht kennen: Wir sind eine Marching Band / Tauchen auf einmal an Ecken auf wie ne Straßen-Gang / Haben es auf dich abgesehen wie Uncle Sam / Es geht verdammt schnell, zack, boom, bang / Und der Park ist voller neuer Moop Mama-Fans".

Das Konzept ist so einfach wie genial: Man nehme sieben Bläser, zwei Drummer und einen MC und ziehe so durch die Straßen, mache Parks zu Minifestivals und spiele vor Unis und auf öffentlichen Plätzen. Unverstärkt, originell und mitreißend. "Plötzlich hörst Du diesen schrägen Ton, Du siehst ne Blaskapelle näherkommen / Und einer der vorne läuft hat ein Megaphon und fragt: 'Kommst Du mit? Wir gehn jetzt los!'" fordert MC Keno den überraschten Hörer in "Geh Mit Uns" auf.

Jeder Ton auf dieser Platte ist handgemacht. Wer braucht schon einen synthetischen oder elektronischen Bass, wenn es doch auch ein Sousaphon tut? Das Grundgerüst des musikalischen Hintergrundes stellen die Drums dar, die Bläser versüßen das Ganze mit Melodien. Hier und da melancholisch und ruhig, mal minimal und dann wieder zum Abfeiern und Arme in die Luft werfen. Genregrenzen? Werden einfach eingerissen!

Das Dezett von Moop Mama fällt vor allem aufgrund der Live-Performance auf und avancierte so vom Geheimtipp zum Muss eines jeden aufgeschlossenen Hoppers. Trotzdem funktioniert das Ganze auch auf Konserve ausgesprochen gut und unterstreicht nur ihr Können an den Instrumenten und auf der Bühne.

"Ich wollte die Leute einfach mal wieder zappeln sehen", erklärt Komponist und Ideengeber Marcus Kesselbauer die Gründung von Moop Mama. Damit trifft er den Nagel so sehr auf den Kopf, dass von diesem kaum mehr etwas übrig bleibt. "König Der Stadtmitte" oder "Bullenwägen" bekommen das Prädikat 'Tanzbar Note 1,0' aufgedrückt, TÜV-geprüft!

"Wir benutzen den Krisenstab zum alles kurz und klein Schlagen", wütet Keno und betreibt "Anger Management". "Ich will einen 'Fuck You'-Button bei Facebook". Das Ding lädt direkt zum Pogen ein, messerscharf und sozialkritisch. Ein schönes "Zwischenspiel" verbindet den Song mit "Rolling Stone" nahtlos, einem kleinen Album-Höhepunkt. Storytelling vom Feinsten über melancholisch anhauchende Bläser und das Leben, sowie Suchen aber nicht Finden eines trauten Heims. Großartig, nahegehend und persönlich! "Hab genug davon von allem zu viel zu haben".

"Shopping" wirft die Probleme von zu viel Geld auf: "All inclusve, Wellness-Massagen, Ferien-Domizile in bester Lage". Und dem damit verbundenen Stumpfsinn: "Man betreibt gekonnte Konversation über die kommende Sommer-Kollektion".

Wortspiel, Flow, Witz und Aktualität zeichnen MC Kenos Arbeit am Megaphon aus. Die immer passende Stimmung zu den Themen erzeugen die Bläser auf eine Art und Weise, welche diese Band einzigartig macht und zeigt, dass die Musiker ihre Instrumente wirklich beherrschen. Und trotz der vielen Bläser und den zwei Drummern wirken die Songs der Münchner nie überladen sondern frisch und machen einfach Laune. Wahrhaftig "die Hardrock-Band unter den Blaskapellen".

Trackliste

  1. 1. Geh Mit Uns
  2. 2. König Der Stadtmitte
  3. 3. Geliebte
  4. 4. Orientierungssinn
  5. 5. Schade
  6. 6. Paranoia
  7. 7. Bullenwägen
  8. 8. Shopping
  9. 9. Anger Management
  10. 10. Zwischenspiel
  11. 11. Rolling Stone
  12. 12. 25/8
  13. 13. Helden
  14. 14. König Der Stadtmitte Live

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13 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Wow ich hatte 1. nicht erwartet auf laut.de eine Review zu lesen, da ihr bisher auch Creme Fresh ignoriert habt und 2. nicht gewusst, dass die Platte schon erschienen ist bzw. überhaupt jemals erscheint.

  • Vor 13 Jahren

    Ich freue mich außerordentlich mal wieder Mitglieder der Creme Fresh Crew was auf die Ohren zu bekommen. Hoffentlich stellen die Herren noch mp3s online (ja, ich bin gerne bereit zu bezahlen, aber nichtmal amazon hat die mp3s dazu), was will ich mit einer CD? :)

  • Vor 13 Jahren

    @tobsen02 (« Ich freue mich außerordentlich mal wieder Mitglieder der Creme Fresh Crew was auf die Ohren zu bekommen. Hoffentlich stellen die Herren noch mp3s online (ja, ich bin gerne bereit zu bezahlen, aber nichtmal amazon hat die mp3s dazu), was will ich mit einer CD? :) »):

    Polyvinylchlorid du Lurch ;) Für EMM PEEH Dreis gibt man kein geld aus