laut.de-Kritik
Die Stärke der Schweizer liegt in den Melodien.
Review von Michael EdeleÖha, damit hätte ich nun eher weniger gerechnet. War ich auf dem Vorgänger "My Soledad" noch geneigt, den Gesang von Alex bei den klaren Gesangslinien mit Matze Sayer zu vergleichen, so kann davon auf "Butterfly Effect" überhaupt keine Rede mehr sein. Wenn überhaupt, dann zieht hier noch der Vergleich zu Breed 77.
Die Singstimme des Herrn befindet sich beim Opener "Times" nach wie vor im grünen Bereich und auch die derben Shouts, die er immer wieder einbaut, gehen voll in Ordnung. Vor allem auch deswegen, weil musikalisch alles stimmt. Leider trifft das auf das folgende "Unlike" überhaupt nicht zu. Die Riffs sind 08/15-Nu Metal und gehen zumindest mir mit jedem Durchlauf mehr auf den Sack. Dazu mimt Alex den Brüllaffen, um im Chorus wieder in melodische Element umzuschwenken. Sorry, aber das stellt für mich einen Totalausfall dar.
Umso überraschender bricht mit dem wunderschönen "Mariposa" die akustische Sonne hervor und glänzt durch einfach tolle Melodien und vor allem interessante Gesangslinien. Die teilweise spanischen Texte tragen ihren Teil zu den Parallelen zu Breed 77 bei. Für "Evolution" gefallen sich die Schweizer wieder eher als Nu Metaller und keifen irgendwo zwischen Soulfly und Ill Nino durch die Gegend. Allerdings schimmert auch hier im Refrain die Vorliebe für Melodie wieder durch, was die Nummer eindeutig rettet.
Im Laufe des Albums präsentieren sich die Eidgenossen als Wanderer zwischen den Welten und Stilen und pendeln zwischen sehr durchschnittlichen Nu Metal-Riffs und wirklich großen, einschmeichelnden Melodien. "Epiphany" zählt dabei zu meinen Favoriten, die Strophen von "Libertad" sind hingegen wieder zum Sterben langweilig und mit schnarch-billigen Riffs aufgefüllt. Dieser Mischmasch mag ja durchaus beabsichtigt sein, einen Gefallen tun sich die Jungs damit aber nicht.
Der Wechsel zwischen englischen und spanischen Vocals ist mit Sicherheit nicht uninteressant und auch die Collabo mit dem Hip Hopper Black Tiger (der Kerl rappt tatsächlich in schwyzerdütsch) ist ganz ok. Alles in allem bin ich aber enttäuscht, dass sich Mostly Harmless nicht mehr auf ihre Stärken konzentriert haben, die eindeutig in den Melodien liegen. Da wären sonst mehr Punkte drin gewesen.
Noch keine Kommentare