laut.de-Kritik
Zum Doomsday eine einzige Reizüberflutung.
Review von Jan HassenpflugEndzeit-Stimmung im Hause Motionless in White. In einer abgefahrenen Mischung platzieren die Amerikaner auf "Scoring The End Of The World" Grusel-Elemente in der Postapokalypse und haken ganz nebenbei die Checkliste des modernern Metalcore ab. Von Synthies aus einer fernen Galaxie, über Growls aus der Unterwelt bringen sie sämtliche Zutaten unter. Schade nur, dass die Qualität derer arg zu wünschen übrig lässt.
Horror-Core? Da war doch was. Hartnäckig drängt sich der Vergleich mit Ice Nine Kills auf. Das hektische Treiben im Soundbild, ein Mehr an freakigen Synthwave-Samples und der theatralische Vortrag scheinen aus einer gemeinsamen Idee geboren. Die Frage, wer Patent darauf hat, wollen wir an dieser Stelle nicht klären. Offensichtlich liegt die Grufti-Chose, halb Metalcore, halb Show, in den USA voll im Trend.
Anders als ihre Artverwandten arbeiten sich Motionless in White jedoch nicht Song für Song durch die Horrorfilmsgeschichte. Damit kommt dem Subgenre das letzte bisschen Charme abhanden. Es gibt kein Konzept, kaum Grenzen. Man lädt sozusagen zur offenen Geisterstunde ein. Werwölfe, Vampire oder Zombies, was macht das schon für einen Unterschied? Einzig das endzeitliche Setting verleiht dem Chaos ein Minimum an Struktur.
In der futuristischen Vision können sich Schlagzeuger oder Gitarristen im Studio zurücklehnen. Meistens übernehmen ohnehin dumpfe Techno-Beats die Rhythmusarbeit. Aber auch sonst wirkt jedes Drum-Interlude fein säuberlich am Computer durchprogrammiert. So steril klingt die Produktion dann aber auch, wenn das Handwerk des Musikers so sehr in den Hintergrund tritt. Jedenfalls hält sich "Cyberhex" gar nicht erst mit eingespielten Instrumentals auf.
Die Platte spart nicht an intertextuellen Referenzen, sowohl musikalisch als auch inhaltlich. "Meltdown" sorgt wortwörtlich mit schockverliebten Samples à la Hitchcock für den nötigen Thrill. Die Shouts machen dazu noch eine solide Figur. Sobald aber der Gesang einsetzt, stellen sich die Nackenhaare auf. Die Vocals durch abertausende Filter zu jagen, wäre punktuell vielleicht noch unter künstlerischer Freiheit zu verbuchen gewesen. Auf Dauer klingt es einfach nur schaurig.
Kaum möglich, ein Gefühl für den originären Stimmklang von Sänger Chris Motionless Cerulli zu bekommen. Lediglich die recht ähnlich klingenden Refrains stechen aus der effektgetränkten Suppe heraus. In diesen Augenblicken schlägt der Metalcore-Modus allerdings um in aufgewärmten Alternative-Rock. "Sign Of Life" oder "Masterpiece" machen sich die Melodien von Breaking Benjamin geradezu dreist zu eigen. Darüber hinaus fügen sich Assoziationen zu I Prevail, Marilyn Manson oder Rob Zombie zu einer wirren Collage zusammen. Für Eigenes bleibt kein Platz.
Was fehlt noch? Genau, ein paar namhafte Gastauftritte. Es wundert dann doch, wie viele auch genrefremde Stars und Sternchen sich für dieses kopflose Mashup hergeben. Egal ob Bryan Garris (Knocked Loose), Lindsay Schoolcraft (Cradle Of Filth) oder Caleb Shomo (Beartooth): Allesamt kämpfen im überladenen Sound des Gothik-Ensembles um Aufmerksamkeit. Garris drückt "Slaughterhouse" am besten seinen Stempel auf. Wen wundert's: Der Track gehört zu den härteren Duftmarken.
Der Gesamteindruck des Albums setzt sich aus (zu) vielen Power-Balladen sowie einigen bösen Mosh-Orgien zusammen. Es fällt schwer, Differenzen auszumachen oder Highlights rauszupicken. 13 Songs hätte es wirklich nicht gebraucht, um die immer gleiche Geschichte zu erzählen. Motionless in White überreizen sämtliche Parameter, verlieren sich in Redundanzen und unterfüttern ihren wilden Mix viel zu selten mit besonderen Fertigkeiten. Eine einzige Reizüberflutung. Der Doomsday ist nah.
6 Kommentare
Typische moderne Ami-Band: Von allem (außer natürlich gutem Songwriting) zu viel und das auf einmal. Furchtbar.
Dass sich Mick Gordon für sowas hergibt. Dafür "BFG Division" nochmal anschmeißen.
Was sich mittlerweile alles Metal schimpft
20 Sekunden bis zum ersten Lachanfall... Immerhin deutlich besser als deutsche Comedians
Überflüssiges Album.
überflüssig ist diese "Kritik", nur weil ein Album nicht dem persönlichen Geschmack entspricht muss man es nicht in den Dreck ziehen. Ob da ein Fachmann am Werk war...wir wissen es nicht so genau. Auch die Kommentare sprechen eindeutig für sich:"Nicht mein Geschmack, kann weg...." Da fällt mir nix mehr zu ein....schlimm, echt schlimm