laut.de-Kritik

Nette Songs und ein wirklich guter, facettenreicher Sänger.

Review von

Majordeal und Hochglanzcover = das große Ding?

Der Hund mit sechziger Jahre Perücke auf dem Cover lässt anderes vermuten. Es verwirrt mich ein bisschen und stellt sich als völlig fehlleitendes Cover raus. Das bringt den ersten Minuspunkt und lässt mich überlegen, was wirklich dahinter steckt.

Musik zum Hüftenschwingen und Mitklatschen, auf die gut das im Redaktionsgebrauch verbotene Wort BritPop passen würde. Die Songs bedienen Tanz- und Stehbluesstimmungen. Und trotzdem habe ich immer ein wenig den Eindruck, dass da irgendwas immer schon mal da war oder sich nicht wirklich verändert. "Public Service Announcer", das erste Stück besticht vor allem durch sein vorsichtiges Klavierintro und den gelungenen, sich langsam steigernden Aufbau sowie einem leicht nervigen, aber eingängigen Refrain. Alles in allem steigert sich der Song nicht im erwarteten Maße und wirkt dadurch mit der Zeit schleppend.

Ein Lächeln zaubert sich auf mein Gesicht, ein dezenter Wink in Richtung Tanzfläche schallt aus den Boxen. "Watching Xanadu" ist der stärkste Song des Albums. Er hat eindeutige Hitqualitäten. Langsam und bedächtig ist der folgende Song "Instead". "Hold on to lonelyness" - genau das sagt nicht nur der Text, sondern auch der gesamte Song. Ein Knabenchor und leicht schleppende Drumrhythmen unterstreichen diese Stimmung.

Ein Lenny Kravitz-Verschnitt? Zumindest der Beginn von "I Tried" hört sich an wie eine leicht verspulte Lenny-Zitatemischung, geht dann mit Weihnachtsglöckchen und völlig überzerrten Sounds doch noch einen eigenen Weg. Am Ende hat er wieder einen eindeutigen Great-Britain-Neunziger-Klang und lässt die kravitz'shen Siebziger hinter sich. "This Is Not Who We Were" lässt mich fassungslos dasitzen. Bei dem Song handelt es sich um die Zumutung des Albums. Die HappyHappy-Stimmung wird eindeutig übertrieben. Das ist nicht mehr schön. Der Refrain nervt gewaltig. Wir sind hier weder bei Westlife, noch bei irgend einer anderen Boygroup: weiterskippen.

Bei "Only I" kann ich wieder entspannen. Ein netter Song, aber wie die meisten auf dem Album zu vollgestopft mit Hintergrundmelodien, was irgendwann zum Kitsch führt. Eine Ausnahme bringt der streckenweise an den Ragga-Dancehall-Mix der Asian Dub Foundation erinnernde Song "Mull Historical Society". Hier stellt Colin MacIntyre sein Gesangstalent entgültig unter Beweis. "Paper Houses" wäre ein passender Ausklang des Albums, der die Spannung mit Fingerspitzengefühl aufbaut. Der nachdenkliche Text vervollständigt das ruhige, schönes Lied. Und dann folgt leider noch ein sehr pathetischer Bonustrack, vollgepackt mit Streichern und Trompeten.

Typisch, genau so ist das ganze Album. Immer wird noch ein bisschen was drauf gesetzt, bis es zu viel ist. Ein bisschen viel Geklimper als Hintergrundmelodie zerstört die Stimmungen der sonst eher fragilen Songs. Nette Songs und ein wirklich guter, facettenreicher Sänger. Und doch werden diese Songs nicht wirklich für Aufregung sorgen, dafür klingt alles ein bisschen zu bekannt.

Trackliste

  1. 1. Public Service Announcer
  2. 2. Watching Xanadu
  3. 3. Instead
  4. 4. I Tried
  5. 5. This Is Not Who We Were
  6. 6. Barcode Bypass
  7. 7. Only I
  8. 8. Animal Cannabus
  9. 9. Strangeways Inside
  10. 10. Mull Historical Society
  11. 11. Paperhouses

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