Múm - " History Of Silence"

Das isländische Kollektiv Múm – ausgesprochen "Muum" – veröffentlicht mit seinem siebten Studioalbum "History Of Silence" das erste neue vollständige Werk seit "Smilewound" (2013). Aufgenommen, dekonstruiert, wieder zusammengesetzt, verfeinert und fertiggestellt im Laufe von zwei Jahren. Widersprüchliches aneinander zu reihen, war schon immer die große Stärke der Isländer, und anders als der Albumtitel vermuten lässt, sind die Songs farbig und strahlend, auch wenn sie sich zuweilen in noch so abstrakten elektronischen Ornamenten entfalten.

Es ist das Gewicht der Stille, die hier lautstark betont wird, wenn beispielsweise im Opener "Miss You Dance" die Drum wie ein Herzschlag pocht und sich darum zarte wie zitternde Melodien gewebt aus Streichern und Synths ranken. Ihre experimentellen Sounds sind getragen von einer geradezu schwebenden Stimmenvielfalt der Bandmitglieder und entstehen aus einem einzigartigen Mix aus elektronischen und akustischen Instrumenten.

Subtile Klaviermotive treffen auf Feedback-Noises, digitale Effekte pluckern unter hauchenden Vocals – so dass die Tracks genauso klingen wie einer der schönsten Songs heißt: "Mild At Heart". Zuweilen klingt ein Lied aber auch wie ein abstrahierter Songklassiker aus den Seventies, wie im romantisch-kauzigen "Only Songbirds Have A Sweet Tooth" oder eine flirrende Mischung aus Cocteau Twins und Julee Cruise im so shoegazingen wie sensationellen "Our Love Is Distorting".

Noch ätherischer und enigmatischer als ihre isländischen Kolleginnen und Kollegen von Sigur Rós, Björk oder Ásgeir oszilliert Múms Musik im ganz eigenen Klangraum, der mit unerwarteten Stimmungen fasziniert, so dass trotz der insgesamt intimen wie luftigen Atmosphäre eine zugrundeliegende Struktur hörbar ist. Fragile, zerbrechliche Sektionen werden aufgebrochen, um in lebendige und rhythmische Phasen sowie orchestrale Höhen aufzusteigen, so dass wir hier in einem Kaleidoskop voller zauberhafter und verschrobener Träume versinken können.