laut.de-Kritik
Best-Of zwischen Pop, Soul und Jazz von Nat "King" Coles Tochter.
Review von Giuliano BenassiAls die Autobiographie Natalie Coles ("Angel On My Shoulder") im November 2000 in den USA erscheint, ist der Medienaufruhr groß: Eine der berühmtesten schwarzen Sängerinnen bekennt sich ohne Hüllen zu ihrer Vergangenheit, die zeitweise von Heroin-, Kokain- und Alkoholsucht geprägt war. Eine in ihrer Ehrlichkeit unerwartete Geschichte, die sich jedoch kaum negativ auf ihre Popularität und Anerkennung auswirkt; mit ihrem Wandel verkörpert sie die Parabel des verlorenen Sohnes und ist in den USA weiterhin sehr beliebt.
Eine deutsche Version der Memoires ist noch nicht erhältlich, dafür nun das Best-Of "Love Songs." In den USA gleichzeitig mit dem Buch veröffentlicht, sollte es wohl einen musikalischen Rückblick auf ihre Karriere ermöglichen; aus der Sammlung ist jedoch nur eine mutlose Aneinanderreihung von Hitballaden geworden, in der lediglich die Höhepunkte einen Platz finden. So ist der Opener ihr wohl berühmtestes Lied, das 1991 mit ihrem 26 Jahren zuvor gestorbenen Vater Nat "King" Cole aufgenommene "Unforgettable." Auch folgende Stücke wie "Miss You Like Crazy," "I Live For Your Love" oder "Snowfall On The Sahara" gehören zur Erfolgsstory. Die dunkelsten Jahre ihres Lebens zwischen 1979 und 1984 aber werden akkurat ausgeblendet.
Nur der Titel des '89 Hits "Starting Over Again" und zwei neue Lieder beinhalten eine autobiographische Komponente:
I never thought I'd ever make it
I can't believe the hell I've been through,
Couldn't see the light at the end of the day
I didn't know what to do
I had an Angel on my shoulder ...
heißt es in dem einen, während das etwas hoppigere "Livin' For Love," mit "But no matter how I'm beat down ... It's all right, I'm tight, And you can kiss my ..." (sic) für dieses Genre recht unübliche Lyrics vorweisen kann.
Musikalisch zwischen Pop, Soul und Jazz angesiedelt, besitzt Coles warme, etwas rauhe und sinnliche Stimme eine Ausstrahlung, die sie (für begrenzte Zeit) auch ZuhörerInnen zugänglich macht, die sonst für Mariah Carey und Whitney Houston nur gehässige Bemerkungen übrig haben. Schade nur, dass dieses Album nicht die Ehrlichkeit des Buches besitzt. Trotz Eminem kann man Lesern offensichtlich mehr zumuten als den Zuhörern einer Platte.
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