laut.de-Kritik
Grunge goes Bluesrock, schmutzig, erdig, laut.
Review von Mathias MöllerWas haben sich Navel alles anhören müssen in den letzten Monaten: Ein höchstens warmer Grungeaufguss seien sie, zu spät Geborene, die sich weigern, die Zeichen der Zeit zu verstehen. Großmäuler, die ihr Album zu gut finden, um damit die Smashing Pumpkins zu supporten. Nun. Ihr Debütalbum "Frozen Souls" erscheint, time has come for you to pay!
Gleich der Titeltrack und Opener lässt sicher den einen oder anderen Mund offen stehen: Grunge goes Bluesrock. Schmutzig, erdig, laut. Das sollen drei Schweizer Jungspunde sein? Newcomer? Hell! "Lovetrap" findet dann schon eher im gesteckten Rahmen des Genres statt, über dem immer noch Nirvana als Überband thronen.
Auch Referenzen an diese Band sind nicht von der Hand zu weisen: Kurze, knackige Gitarrenfeedbacks, groovige, aber trocken schnarrende Bassläufe und intensives Drumming mit ordentlich Beckenarbeit, dazu Sänger Jari Altermatts gequälte, heisere Stimme, all das erinnert mitunter schon an Cobain, Novoselic und Grohl.
"Keep Me Dry" täuscht zunächst Zurückhaltung vor, bevor es gegen Ende doch ausbricht. Das energetische "Somehow" fährt einige dicke Gitarrenwände auf, die dem Freund der alternativen Neunziger-Gitarrenmusik die Freudentränen in die Augen treiben dürften. Und auch das in knapp zwei Minuten runtergeprügelte Quasi-Instrumental "So Much Left To Say" löst sicher hier oder da geschluchzte Sentimentalität aus.
Und natürlich heftigstes Gebange. Keine Frage: Navel machen ein derbes Fass auf. Krach galore, und auch wenn es irgendwie gestrig ist, möchte man doch mehr davon. Wir sind halt alle mehr wertkonservativ, als wir uns eingestehen möchten. Und so nimmt man das alles mit. Die langsameren Stücke wie "Is It For You" oder "For A While", und "Out Of My Way", auf dem Eve Monney den Gesangspart übernimmt und alles andere als eine schlechte Figur macht (Rrriot-Girl ick hör dir trapsen!).
Gerade bei "For A While" zeigt sich, dass Navel eben doch noch zu lernen haben. Das sechseinhalb Minuten lange Stück lahmt etwas an einem fehlenden Spannungsbogen. Atmosphärisch ganz hervorragend stimmt dagegen das akustische "Blue World", sogar die Mundharmonika am Ende passt.
Und doch bleibt das Gefühl, das alles schon mal gehört zu haben, so werden Navel auch weiterhin geteilte Meinungen provozieren. Technisch sind sie reif, songschreiberisch durchaus passabel. Wer nur den neuesten Scheiß an sein Ohr lässt, wird Navel hassen. Und das ist auch gut so.
3 Kommentare
W§o kommen die denn her... Schweiz!? Genial Die Mukke rockt
das riff vom opener ist auf jeden fall derbe.
ja mei,die riifs hauen ma voll druff.aber auch langsamere stücke wie is it you meistern die souverän.