laut.de-Kritik
Ein Kreuzzug gegen die Komfort-Zone.
Review von Laura Sprenger"'Rise Of The Antihero' ist DAS wegweisende Projekt in der Bandgeschichte von Nefew. Unterstütze uns bei der Produktion des Albums und mach' dich mit uns auf den Weg vom Nobody zum Antihelden." Mit diesen Worten priesen Rapper Polemikk und DJ PA Double ihr Album-Projekt per Crowdfunding-Kampagne an. Mehr als 5.500 Schweizer Franken kamen am Ende zusammen, mit der das aus dem Kanton Aargau stammende Duo seinen zweiten Longplayer nach "Antihero Begins" in die Tat umsetzen konnte.
"Rise", also der Aufstand, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte, konzeptuell angelegte Werk: Nefew trotzen den kleinen und großen Widerständen des Alltags und bekämpfen dabei innere Ängste und Selbstzweifel. Sie wollen sich von den Zwängen der Gesellschaft befreien und führen einen Kreuzzug gegen die gemütlich eingerichtete Komfort-Zone und gegen vorgefertigte Erwartungen.
Die 14 Tracks glänzen trotz ihrer Eingängigkeit mit überwiegend intelligenten und gehaltvollen Texten. Polemikks Leidenschaft überspielt seinen auf Dauer etwas monotonen Vortrag gekonnt.
Selbstbestimmung ("Fire"), Offenheit gegenüber der ungewissen Zukunft ("Paper Planes") und der unbedingte Ehrgeiz, sich selbst glücklich machen zu wollen ("Ghosts"), dominieren die Erzählungen. "Greater" erzählt von den Kindheits- und Jugendträumen des Protagonisten, die er mit Leichtigkeit bewältigte: "Graduated every school, and I wasn't even trying." Das "Big house, fast car, living like a superstar"-Bild aus den Medien lehnen Nefew ab. Stattdessen lautet das Motto: "Life is too short to be someone you're not." ("Lionheart")
Die Message kommt dank der evidenten Lyrics schnell beim Hörer an und macht die fünf eingestreuten Skits, Gespräche zweier sich immer wieder zufällig treffender Männer in unterschiedlichen Zeitabständen, ziemlich überflüssig. Während der eine nur arbeitet, um die Rechnungen zu bezahlen, versucht sein Gegenpart, ihn von der "illusion of safety" abzubringen und sich selbst zu verwirklichen, denn "comfort is keeping you from living" und wenn du fällst, "just try again." Diese Nummer nervt spätestens beim dritten Mal mit Ratschlägen, die wie aus einem billigen Selbsthilfebuch klingen.
Um so schöner gestaltet sich aber der Sound von "Rise Of The Antihero": Gleichzeitig belastend schwer und detailverliebt-filigran erklingt das Zusammenspiel aus drückenden Bässen, orchestralen Elementen und Live-Instrumenten, das sich bei jedem Durchgang neu entfaltet. Dabei zeigen Nefew keine Scheu vor cheesy Synthies und Mainstream: Soul-Samples und eingängige R'n'B-Hooks ergänzen Polemikks Vortrag perfekt und übertreten die Grenze zum Kitsch nur selten.
Ob der von Souleez gesungene Refrain von "Far To Go" oder Jason Caesars Gastspiel auf "My Way": Sämtliche Features fügen sich nicht nur thematisch bestens ein, sondern machen "Rise Of The Antihero" trotz unnötiger Unterbrechungen zu einem wirklich gelungenen Album.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Habs mir geholt und bin nicht enttäuscht! Musikalisch sehr abwechslungsreiches album, auch wenn sich die Message oft wiederholt. Finde die skits nicht überflüssig, sie sind der rote Faden der sich durch das gesamte Konzeptalbum zieht und an denen sich die tracks orientieren. Gefällt bei jedem Hördurchgang besser! NEFEW auf jedenfall in der obersten Liga in der Schweizer Englisch Rap-Szene (wenn nicht gar in Europa!). Für Freunde zeitgenössischer Rap-Musik ebenso interessant wie für backpacker, die sich von souligen Stücken und perfekt produzierten Tracks nicht abschrecken lassen. Auch wenn die vinyl "crackles" und Boom Bap beats fehlen, straighter rap ohne Kompromisse und Schnick-Schnack ist dennoch zu finden auf ROTAH FETTER Daumen nach oben!
Cheers
Flow'