laut.de-Kritik
Codename: "The Bernstein Tapes".
Review von Giuliano BenassiEnde 2017 erfüllte sich Neil Youngs lange gehegter Traum: Die Technologie war nun endlich soweit, um sein gesamtes Schaffen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben seinen über 50 offiziellen Alben schlummerten in den Archiven Dutzende weitere, die nie veröffentlicht worden waren, darunter viele Liveauftritte.
Einen Anfang hatte er 2009 mit der gewaltigen Sammlung "Archives, Vol. 1: 1963-1972" gemacht, doch erwiesen sich DVDs als Medium ungeeignet. Dank der mittlerweile schnellen Übertragungsraten, die eine hohe Qualität ermöglichen, ist sein Archiv nun auf der Seite neilyoungarchives.com als Streamingdienst zugänglich. Die Gestaltung mit digitalen Schubladen und Reitern ist übersichtlich und lädt zum Stöbern ein.
Die finanzielle Seite scheint sich dagegen schwieriger zu gestalten. Nachdem der Zugang im ersten Jahr kostenfrei war, erhebt der Dienst seit Dezember 2018 eine (überschaubare) Gebühr von 19,99 US-Dollar pro Jahr. Zeitgleich erschien endlich eine mobile Version, nach wie vor dürfen sich Nicht-Zahler ausgewählte Stücke anhören und die "NYA Times-Contrarian" lesen.
Darin äußern sich Young und Bekannte zu allen möglichen Themen, bevorzugt zugunsten der Umwelt und gegen Konzerne sowie den amtierenden Präsidenten der USA ("DT", wie Young ihn nennt). Eine ordentliche Breitseite feuerte Young im November, nachdem sein Haus in Malibu bei einem verheerenden Waldbrand zerstört worden war. Schuld seien die unfähigen Forstbehörden, so DT. Nein, schuld sei der Klimawandel, so Young. Eine Meinung, mit der er bekanntlich nicht alleine dasteht.
Das Medium seiner Wahl bleibt trotz allem Vinyl. So erscheint im Dezember 2018 einmal wieder ein "neuer" Solo-Livemitschnitt, diesmal aus dem Jahr 1976. Wer keinen Plattenspieler oder NYA-Account hat, kann natürlich auch auf CD oder MP3 zurückgreifen. Es lohnt sich.
Persönlich war die betreffende für Young keine einfache Zeit, doch füllte er die Hallen und spielte vor großem Publikum. Auf einer kurzen Tour im November gab er den ersten Teil des Sets solo, den zweiten dann zusammen mit Crazy Horse zum Besten. Eine Aufteilung, die sein Album "Rust Never Sleeps" 1979 ebenfalls aufwies. Auf "Songs For Judy" ist er jedoch nur alleine zu hören, mit Gitarre, Klavier, Mundharmonika, Banjo und Keyboards.
Den Titel des Albums erklärt er in einem wirren Monolog zu Beginn: Beim Soundcheck sei ihm Judy Garland in einem rotem Kleid begegnet. Das kann nur mit Rauschmitteln zu tun haben. In der Tat ist das Intro die Ansprache zu Beginn des letzten Auftritts der Tour, der verspätet begonnen hatte, weil Young und Crazy Horse backstage damit beschäftigt waren, sich die Kante zu geben. Eine Anekdote, die wir Cameron Crowe und Joel Bernstein verdanken, der erste Gesandter des Magazins Rolling Stone, der zweite Fotograf sowie Youngs persönlicher Gitarrenstimmer.
Auch die Musik verdanken wir ihnen: Bernstein überzeugte den Techniker am Mischpult, ihm eine Leitung zum Bühnenrand zu legen, um die Auftritte auf Kassetten aufnehmen. Nach Ende der Tour setzten sich Crowe und Bernstein zusammen und wählten ihre Favoriten aus. Die Kriterien: Jedes Stück musste vorhanden sein, bei mehreren Aufnahmen das aus ihrer Sicht beste.
Irgendwann hatten sie 22 beisammen. Bernstein erstellte im Studio von Youngs Kumpel Graham Nash Kopien für Crowe und zwei Tontechniker. Von letzteren verschwand irgendwann eine und landete in mäßiger Qualität auf dem Bootleg-Markt. Codename: "The Bernstein Tapes".
Nun sind sie also im Original zu hören, natürlich klanglich poliert, sofern möglich, da sich ja alles auf einer herkömmlichen Kassette und einer Spur befindet. Und ohne Overdubs. Dafür hören sie sich erstaunlich gut an. Young hat sogar ein eigenes Label gegründet, Shakey Pictures Records, das von Warner vertrieben wird und das Pseudonym aufnimmt, das Young für seine Filmarbeiten verwendet. Der Mann mit der wackeligen Hand - typischer Young-Humor.
Die Stücke stammen also von verschiedenen Aufritten, weshalb die Übergange stellenweise holprig wirken, zumal Young in Windeseile von einem Instrument zum nächsten zu wechseln scheint. "Harvest" hört sich etwas lustlos an, später gelingen ihm aber schöne Versionen von "After The Gold Rush", "Journey To The Past", "Needle And The Damage Done", das noch unbekannte "Pocahontas" oder "Sugar Mountain".
Mit "Mister Soul" staubt er ein Stück von 1967 ab, als er noch bei Buffalo Springfield spielte. Ziemlich daneben klingt lediglich "A Man Needs A Maid" mit Keyboardeinlagen, die wie aus einem Horrorfilm aus jener Zeit wirken.
Young-typisch kommen auch Lieder zum Einsatz, die erst viel später erschienen. Zu jener Zeit arbeitete Young am Album "Hitchhiker", das dann aber nicht auf den Markt kam, beziehungsweise erst 2017. "Campaigner" (mit der damals politisch brisanten Zeile "Even Richard Nixon has got soul") erschien 1977 auf der Best-Of "Decade", wie auch "Love Is A Rose", mit dem Linda Ronstadt 1975 einen kleineren Hit hatte. "No One Seems To Know" ist hier sogar zum allerersten Mal zu hören.
Ein weiteres hörenswertes Fundstück aus den Archiven also, das Lust macht, online weiter zu forschen. Was auch dort noch fehlt, sind die Auftritte der "Judy"-Tour mit Crazy Horse. "Ich erinnere mich an eine neun Minuten lange Hammerversion von 'Cortez The Killer'. Ein absolutes Muss", verspricht Cameron. Ob Bernstein und er sich tatsächlich noch einmal an die Arbeit machen, wie sie in der "NYA Times-Contrarian" versprechen, bleibt abzuwarten.
5 Kommentare mit 6 Antworten
it s all langweilig
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Du laberst einen Müll, Gehirn kurzzeitig ausgefallen?
Ich finde laut.de sollte dringend an der Kommentarfunktion arbeiten. So eine üble Wortwahl und dann noch inhaltlich idiotisch.
Das ist auf Dauer beschädigt c452h, mir sicher bin!
Wunderbar die Scheibe, insbesondere der Harvest Teil sehr gelungen. Möchte man selbst dabei gewesen sein.
Das ist schon schwer kurios, dass ausgerechnet du einem anderen Menschen hier dauerhaften Hirnschaden unterstellen willst, dicker Sancho Panza. Ich wuerde dir empfehlen, dir heute deine taegliche Portion Homofantasien mit dem Anwalt und/oder Freddie Mercury zusammenzuspinnen.
Ich gestehe ein, die Rezi nicht gelesen zu haben, sonst haette ich natuerlich gesehen, dass das hier auch zum besagten Muell aus den Archiven gehoert, und kein neues Studioalbum ist. 2014 kamen gleich 2 beschissene Neil Young-Alben raus, und auch sonst laesst er kaum mal ein Jahr ohne verstreichen. Anstatt jeden neuen Dreck von ihm zu besprechen, koennte man ja eher ueber einen Stein fuer ‘On the Beach’ nachdenken.
laut.de disqualifiziert sich selbst, in dem solche Dreckschwein-Kommentare stehen bleiben dürfen.
Sehe ich genau so: Man hätte diesen Beitrag längst gebührend würdigen sollen. Ab sofort bitte unter jede Neil Young Rezi pinnen.
....das Niveau im Kindergarten geistig Behinderter ist durch die Bank höher, als bei den Mongos hier - schade um diese ansonsten ganz nette Seite hier.
Man kann Neil sein Bemühen seinen kompletten Katalog unters Volk zu bringen, auf seine alten Tage, ja durchaus kritisch sehen. Der vorliegende Konzertmitschnitt, ist was den Harvest Teil betrifft, erste Sahne. Einfach "A Man Needs A Maid" vergleichen mit der Studioaufnahme, mehr Gänsehaut erzeugende Intensität (die rasten aus, das Publikum) geht nicht oder man ist ein Stück dummes Steinholz, was sie aus dem Permafrost ausgebuddelt haben.
Ich finde es wieder mal hoegschd lustig, wie sich durch einen einmal mehr nicht mal halbwegs erwaehnenswert schlimmen Beitrag ein paar Voegel hier triggern liessen. Total gut!
Dennoch: mir soll keiner erzaehlen, dass er sich diesen Schmodder hier mehr als 2x gibt. Oder sowas wie 'Greendale'. ERZAEHLT mir doch nix, geht einfach zur Seite. Der Opa terrorisiert seit mindestens eben diesem 'Greendale' die Menschheit mit Musik, die einfach niemanden mehr juckt, anstatt sich auf fast zwei Handvoll Klassikeralben auszuruhen, die er in seinem Leben schon raus hat.
Ach ja: mein Lieblingstrack von Young ist 'We Never Danced' vom 1987er 'Life'. Nur um damit zu betonen, dass ich kein grundlegender hater dieses Mannes bin. Nur jemand, der sich denkt: is' gut, halt' doch mit ueber 70 einfach endlich die Backen.