Back in time! Die NDW ist abgeebbt, Rap entwächst gerade erst den Kinderschuhen. Es regieren Metal, Rock und Pop, Pop, Synthiepop.
Konstanz (laut) - Aaahhh, 1985! Willkommen in dem Jahr, aus dem Marty McFly und Doc Emmett Brown einst aufbrachen, um später (oder früher?) zurück in die Zukunft zu fliegen. Verrückte Dinge sind seinerzeit geschehen. Die Menschen staunten über technologische Neuerungen wie den Commodore Amiga oder Windows 1.01, empörten sich über Frostschutzmittel im Wein, und wer nicht selbst "Ganz Unten" in der Hackordnung stand, dem öffnete Günter Walraffs frisch erschienene Undercover-Reportage die Augen: Huch, es gibt Rassismus und Ausbeutung in Deutschland? Is' ja 'n Ding. Egal, wir sind wieder wer. Wimbledonsieger zum Beispiel, einer siebzehnjährigen rotblonden Dumpfbacke sei Dank, und Telenovelas können wir jetzt auch: Mit der "Lindenstraße" ging die erste deutsche Seifenoper auf Sendung. 34 Jahre hielt sie durch, lange, aber nicht so lange wie die folgenden für euch handverlesenen ...
Ja, es steckte ordentlich Musik drin, in diesem Jahr. Was unter anderem in Großveranstaltungen kondensierte: Am 25. und 26. Mai ging in der Eifel ein Festival namens "Rock am Ring" vonstatten. Eigentlich sollte es eine einmalige Sache bleiben. Stars wie Joe Cocker oder U2 lockten aber derart erfolgreich mehrere Zehntausend Besucher*innen zum Nürburgring ... nun, wir wissen alle, was aus der Einmaligkeit geworden ist.
Musik hilft.
Das bis zu diesem Zeitpunkt mit Abstand größte Livekonzert stieg jedoch am 13. Juli 1985: 16 Stunden lang trat nahezu das komplette Who-is-Who der Pop- und Rockmusik in London und Philadelphia beim "Live-Aid" auf, und die ganze musikinteressierte Welt sah zu. Die Idee zu dem Mammut-Benefiz-Spektakel hatte Boy George beim von Bob Geldof und Midge Ure im Vorjahr initiierten Charity-Projekt Band-Aid entwickelt. Im Grunde absurd, dass er und seine Band Culture Club der Einladung von Ure und Geldof auf eine der Bühnen dann gar nicht folgten. Im Gegensatz zu gefühlt allen anderen, von Adams, Bowie und Clapton über Led Zeppelin und Queen (mit aus unterschiedlichen Gründen legendären Auftritten) bis zu The Who, U2 (schon wieder!) und Neil Young.
Musik killt?
Auch Judas Priest spielten bei dem Starauftrieb drei Stücke, nicht jedoch ihr Spooky Tooth-Cover "Better By You, Better Than Me". Selbiges sollte ihnen später noch ordentlich Probleme bereiten: Vor Gericht musste sich die Band dafür verantworten, mit dem Song 1985 angeblich zwei junge Männer zu einem Suizidversuch getrieben zu haben, den einer der beiden schwer verletzt, der andere gar nicht überlebte. Die Klage der Familien wurde jedoch abgewiesen. Das Gericht identifizierte die vermeintlich im Track enthaltenen "unterschwelligen Botschaften" als Überlagerung eines Gitarrenakkords mit einem Atem-Geräusch. Fans dazu aufzufordern, sich das Leben zu nehmen, wäre ohnehin recht kontraproduktiv, kommentierte Sänger Rob Halford. "Aus Sicht der Band wäre sinnvoller gewesen, den Befehl 'Kauft mehr von unseren Platten!' einzubauen."
Ein ... interessanter Jahrgang
Frohe Kunde, auch wenn das damals noch niemand wissen konnte, barg 1985 für die späteren Fans von J. Cole, Lily Allen, Bruno Mars, Kae Tempest, Nipsey Hussle, Colbie Caillat, Tim Bendzko oder Rag'n'Bone Man, die allesamt das Licht der Welt erblickten - im selben Jahr wie der König der Poser unter den Kickern, Cristiano Ronaldo, übrigens. Auch die deutsche Rap-Landschaft sähe ohne den Jahrgang '85 anders aus, fehlten ihr doch mindestens Bonez MC, Saad, Vega und Yassin.
So klingt 1985
Apropos fehlen: Natürlich ist auch diese Liste der Alben wieder nicht komplett. Beim Aussieben fielen erneut zahlreiche Werke unter den Tisch, die heuer ebenfalls ihr 40-jähriges Jubiläum feiern und eine Erwähnung durchaus wert gewesen wären. Doch Platzmangel ... ihr wisst Bescheid. Sollten ausgerechnet eure Favoriten nicht dabei sein, lohnt es sich noch mehr als ohnehin, laut.fm/bestof1985 einzuschalten. Sehr gut möglich, dass sie dort laufen:
