Die kostenlose Musiktauschbörse Napster hat vor Gericht die bisher schwerste Niederlage einstecken müssen. Shawn Fannings Unternehmen muss innerhalb von drei Tagen den Zugang zu urheberrechtlich geschützter Musik sperren. Während nun auch noch die Grammy-Veranstalter Klage gegen Napster einreichten, freuen sich andere Filesharing-Börsen über deutliche Zuwächse.

San Francisco (ebi) - Die kostenlose Musiktauschbörse dürfte kurz vor dem Ende stehen. Aufgrund einer Klage der Musikindustrie muss Napster alle urheberrechtlich geschützten Titel sperren. Richterin Marilyn Hall Patel bestätigte am Dienstag in San Francisco erwartungsgemäß das Urteil vom vergangenen Juli und gab mit einer einstweiligen Verfügung konkrete Vorgaben.

Demnach hat Shawn Fannings Unternehmen 72 Stunden Zeit, den Zugriff auf Copyright geschütztes Material zu unterbinden. Die Frist beginnt allerdings erst, wenn die Musikindustrie ein Verzeichnis mit den betroffenen Songtiteln, Künstlernamen und Copyrightnummern vorlegt. Alle Versuche Napsters, einer faktischen Schließung zu entgehen, waren bisher fehl geschlagen.

Am Wochenende hatte die Tauschbörse erstmals ein eigenes Software-Programm zum Copyrightschutz eingesetzt. Die User begannen daraufhin, den wenig ausgereiften Filter zu umgehen. Auch der Versuch von Napster und BMG, die klagende Musikindustrie mit einer Milliarde Dollar zu besänftigen, war erfolglos. Von der teilweisen Schließung der Filesharing-Börse wäre n-tv zufolge jeder zehnte Internet-User betroffen.

Napster will das Urteil nun akzeptieren, sucht aber weiter nach einer Einigung mit der Plattenindustrie. So soll in den nächsten Wochen eine kostenpflichtige Alternative präsentiert werden. Unterdessen reichten, wie um Napster den letzten Todesstoß zu versetzen, die Veranstalter des Grammy eine weitere Klage gegen die populäre Webseite ein. Bereits wenige Stunden nach der Show seien über Napster bereits Mitschnitte der Ausstrahlung getauscht worden. Allein der Auftritt von Elton John und Rapper Eminem, die im Duett den Eminem-Hit "Stan" sangen, habe mittels Napster millionenfache Verbreitung gefunden, weshalb eine Veröffentlichung sich nun kaum noch lohne.

Die Querelen um die erfolgreichste Tauschbörse bescheren den anderen MP3-Börsen derzeit deutlichen Zulauf. Seit dem Start von Napster 1999 sind über 30 mehr oder weniger ähnliche Anbieter entstanden. Bei Open Napster können beispielsweise auch andere Dateien als MP3-Files getauscht werden. Gnutella (www.gnutella.wego.com/) ist im Gegensatz zu Napster dezentral organisiert und somit schwerer zu kontrollieren.

Freenet (http://freenet.sourceforge.net/) wirbt mit größtmöglicher Anonymität und nahezu "vollkommener Anarchie", wartet aber mit veralteter Software auf. Scour (www.scour.com) hat, um sich vor rechtlichen Ansprüchen zu schützen, im vergangenen Oktober Konkurs angemeldet. SongSpy (www.songspy.com) und Mojo Nation (www.mojonation.net) locken die User, die digitale Inhalte bereit stellen, mit unterschiedlichen Belohnungen.

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Napster Filtersystem soll Copyrights schützen

Die Musiktauschbörse Napster hat ein Filtersystem entwickelt, das zwischen geschützten und freien Musiktiteln unterscheiden soll. Damit will das Unternehmen einer drohenden Schließung zuvor kommen. Unterdessen hat der Süßwarenhersteller Ferrero die Schließung der Domain www.gnutella.de erreicht.

Napster Milliarden-Offerte skeptisch aufgenommen

Eine Milliarde Dollar sind, auch wenn sie auf fünf Jahre verteilt werden sollen, eine Menge Geld. Diesen Betrag bieten Napster/Bertelsmann der Musikindustrie als Entgeld für die Rechte, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass für Produktion, Vertrieb usw. ja keine Kosten entstehen. Da kann man fast nicht nein sagen. Oder?

Napster Schwere Niederlage vor Gericht

Die Musikbörse Napster muss den kostenlosen Austausch von urheberrechtlich geschützten Songs einstellen. Dies bestätigte gestern ein US-Gericht. Jung-Unternehmer Shawn Fanning bekommt zwar eine Gnadenfrist, will aber erneut in Berufung gehen.

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