Ein Abend voller Überraschungen: Strate rockt, Forster begeistert, Holofernes verbreitet Garvey-Pathos, Leslie Clio holt raus, was möglich ist.
Konstanz (mis) - Stell dir vor, es ist Rea Garvey-Abend und die Musik ist gut. So geschehen in der gestrigen Folge von "Sing Meinen Song - Das Tauschkonzert". Tatsächlich durfte sich der irische Schmunzelrocker teilweise geschmeichelt fühlen, was die Kollegen aus seinen musikalischen Vorlagen bastelten.
Wobei ausgerechnet Alphaville-Sänger Marian Gold, der beim Revolverheld-Abend abgeräumt hat, den Cover-Reigen eher handzahm eröffnete. In der mittelmäßig aufregenden Pop-Version des unterdurchschnittlichen Popsongs "Oh My Love" manövrierte er sich nur dank beeindruckender Stimme und Bühnenpräsenz ins Ziel.
Der Schatten des Originals
Mary Roos drückte in ihrer Version des Reamonn-Hits "Through The Eyes Of A Child" auf die Bremse, während Leslie Clio aus "Wild Love" das Beste heraus holte, was eben möglich ist. Über allen Versionen hing dennoch der Schatten des Originals.
Dann war es wieder Zeit für die Umarrangierkönigin Judith Holofernes. So langsam schält sich der Plan der Wir Sind Helden-Sängerin heraus, wie sie dieses TV-Cover-Konzept unfallfrei zu überleben gedenkt: Wenn ihr der Text nicht zusagt, schreibt sie einen eigenen (siehe Revolverheld), wenn ein Song auf englisch ist, singt sie ihn mit neuem Text auf deutsch. Der 2015er Song "Armour", geschrieben von Garvey und einem ehemaligen One Republic-Mitglied, heißt bei ihr "Feuer Frei".
Das ist dann schon erträglich, auch wenn ihr Refrain reichlich Garvey-Pathos atmet: "Da ist kein Panzer um mein Herz - Feuer frei - Hey nana nana nah nah nah". Holofernes hat ihre Teilnahme am Tauschkonzert übrigens noch vor Garvey zugesagt. Ob sie schon wusste, dass da Johannes Strate mitmischt?
"Deine Version war besser"
Doch ausgerechnet Mister Revolverheld ließ gestern tief blicken. Nicht nur modellierte er den bekanntesten Rea(monn)-Song "Supergirl" interessant um, der düster-schleppende Blues im Stile des Black Rebel Motorcycle Club zeigte den Sänger in ungeahnter Sound-Umgebung. Was Gastgeber Mark Forster anschließend eine Radiohead-Version nannte, sollte den weniger im Alternative-Rock beheimateten Vox-Zuschauern dann wohl so viel sagen wie: Das war jetzt aber wirklich mal das komplette Gegenteil von Revolverheld.
Damit hatte Forster nicht nur recht, er selbst setzte dem Cover-Reigen dann mit "Bow Before You" (von "Pride") die Krone auf. Am Harmonizer sitzend präsentierte er eine einfühlsame, perfekt arrangierte Version, die dem geehrten Castingshow-Profi Tränen in die Augen trieb. Danach war klar, dass hier kein Teilnehmer mehr drüber kommt, was selbst ein Mann der Dauerkomplimente wie Garvey sofort durchblicken ließ: "Ich sags ungern, aber deine Version war besser. Du hast meine Geschichte besser erzählt." Die Konfettikanone, der Preis für die beste Coverversion des Abends, verteilt vom Originalinterpreten, ging damit an Konfetti-Mann Forster.
Nächsten Dienstag wird Judith Holofernes geehrt (hier geht's zur TV-Kritik). Die Coverversionen stehen bereits fest (teilweise auch auf dem Album zur Staffel):
Rea Garvey - Guten Tag
Leslie Clio - Müssen nur wollen
Mary Roos - Nur ein Wort
Judith Holofernes - Der letzte Optimist
Mark Forster - Oder an die Freude
Marian Gold - Bring mich nach Hause
Johannes Strate - Denkmal
Die gestrigen Coverversionen gibt es hier im Stream.
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