Southside und Hurricane stellen Vergünstigungen in Aussicht. Fans berichten von Plünderei und Diebstahl. Rock am Ring wird teurer.

Neuhausen ob Eck/Scheeßel/Mendig (kluk) - Der Schock sitzt tief, die Lücke im Portemonnaie auch. Seit Sonntag ist wieder etwas Ruhe eingekehrt in der 4000-Seelen-Gemeinde Neuhausen ob Eck. Die Southside-Campingplätze wurden geräumt, das große Aufräumen ist vorbei. Doch wie geht es für die 60.000 Besucher des Festivals weiter? 140 Euro haben die Gäste für das geplante Drei-Tages-Spektakel bezahlt, aufgetreten sind am Ende weniger als ein Drittel der Bands.

Southside 2017 findet wie gewohnt statt

Nach dem vorzeitigen Abbruch am vergangenen Freitag kündigen die Veranstalter FKP Scorpio nun die kommende Festivalausgabe für den 23. bis 25. Juni 2017 an – und äußerten sich erstmals zu einer möglichen Entschädigung. Southside-Besucher werden gebeten, bei der unverbindlichen Vorab-Registrierung für 2017 ihre Ticketnummer anzugeben. Wer kein Ticket mehr besitzt, kann sich per Mail an den Veranstalter wenden.

Weitere Infos "in ein paar Wochen"

Welchen Vorteil dieser Nachweis "bezüglich der Entscheidung in Sachen Programm-Ausfall" bringt, gab FKP Scorpio allerdings noch nicht bekannt. "Wir werden sicherlich ein paar Wochen benötigen, um alles zu sortieren. Dann kommen wir mit allen weiteren Infos auf Euch zu", heißt es auf der Facebook-Präsenz des Festivals.

Auch zu einer möglichen Entschädigung für Gäste, die nächstes Jahr nicht wieder am Festival teilnehmen wollen, gibt es derzeit keinerlei Informationen. FKP Scorpio bestätigte laut.de jedoch auf eine telefonische Nachfrage hin, dass allen Geschädigten die Vorab-Reservierung unter Angabe der Ticketnummer empfohlen wird.

Besuchern des Hurricane Festivals steht dieselbe Option offen. Beim Schwester-Open-Air in Scheeßel war unter anderem der gesamte zweite Festivaltag entfallen.

Veranstaltungstechnik und sanitäre Anlagen zerstört

Ob und wie mit finanziellen Erstattungen zu rechnen ist, bleibt also abzuwarten. Die Unwetterschäden am vergangenen Freitag waren laut der Gemeinde Neuhausen ob Eck verheerend. Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald sprach gegenüber laut.de von zerstörter Veranstaltungstechnik in massivem Ausmaß, unter anderem seien ein Großteil der sanitären Anlagen und acht Videoleinwände zerstört worden. "Die Bildschirme sind teils in der Mitte durchgebrochen", so Osswald.

FKP Scorpio befindet sich derzeit noch in der Aufarbeitung und konnte gegenüber laut.de noch keine Angaben zur entstandenen Schadenssumme machen. Ein Besuchervideo lässt wenig Zweifel an der Zerstörungswut des Sturms.

Auch auf Besucherseite gab es herbe Verluste zu beklagen, weit mehr als die Hälfte der Zeltausrüstung wurde beim Unwetter am Freitag verwüstet, der Wasserstand auf den Campingplätzen betrug teilweise 40 Zentimeter. Dennoch stehe einer erneuten Ausrichtung des Southside Festivals in Neuhausen ob Eck nichts im Wege, wie Osswald angibt: "Es gibt bereits Verträge."

Zahlreiche Zelte geplündert

Auf Facebook machen derzeit zahlreiche Beschwerden über Diebstahl und Plündereien in der Nacht des Unwetters die Runde. Auch von Bandenkriminalität ist hierbei die Rede.

Noch keine Infos zu Rock am Ring-Erstattungen

Rock am Ring-Veranstalter MLK hat sich noch nicht zu Erstattungsmaßnahmen geäußert. Das auf dem Flugplatz Mendig ausgetragene Kultfestival wurde Anfang Juni nach dem zweiten Festivaltag abgebrochen. 71 Besucher wurden schwer verletzt, zwei mussten reanimiert werden. Vor drei Wochen ließen Marek und Andre Lieberberg noch offen, wie man weiter verfahren werde:

"Schließlich beschäftigen wir uns natürlich sehr ernsthaft mit der Frage, wie wir den durch höhere Gewalt ausgefallenen Festivaltag bewerten. Fest steht, dass das Prinzip der Fairness bei der Betrachtung der Ereignisse für alle Beteiligten und Betroffenen gleichermaßen gelten sollte. Wir werden uns in Eurem Interesse um diese faire Lösung einsetzen. Habt bitte noch etwas Geduld."

1300 Besucher stellen Erstattungsanforderungen

Während 92.500 Rock Am Ring-Besucher weiterhin auf Infos zur Entschädigung warten, haben 1300 von ihnen bereits Rückerstattungsforderungen gegenüber MLK gestellt, meldet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Berichten zufolge plant Lieberberg nun allerdings, den Ticketpreis 2017 abermals zu erhöhen. "Ganz sicher zwingen präventive Vorsorge- und Schutzmaßnahmen sowie Personalausgaben zu einer Anpassung der Ticketpreise. Eine Anhebung auf das vergleichbare internationale Niveau wird nicht ausbleiben", teilte er der DPA mit. Der Ticketpreis betrug zuletzt 170 Euro.

Ob Southside, Hurricane oder Rock am Ring: Das Geld ist erst einmal weg – und für die Festivalgänger geht das Warten weiter. laut.de hält euch auf dem Laufenden.

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