Weil sie auf die palästinensische Flagge nicht verzichten wollten, wurden die Auftritte von The Murder Capital in Berlin und Köln kurzfristig abgesagt.

Berlin (lru) - Die Konzerte von The Murder Capital in Berlin am Samstag und am Sonntag in Köln wurden kurzfristig abgesagt, weil die Band auf der Bühne die palästinensische Flagge zeigen wollte. Das Gretchen in Berlin begründete die Absage mit seiner seit Jahren bestehenden Keine-Nationalflaggen-Politik. Diese sei in den Venue-Spezifikationen festgehalten und allen auftretenden Künstler:innen im Vorfeld bekannt.

Im Fall von The Murder Capital kam es laut dem Gretchen-Team dennoch zu einem Konflikt: Die Band wollte das Symbol auf der Bühne zeigen, wie sie es auch bei anderen Shows der aktuellen Tour getan hatte. Das Konzert in München am Donnerstag zuvor verlief ohne Zwischenfälle. Nach eigenen Angaben lehnt die Gruppe ein Verbot ab und besteht auf das Zeichen.

Vor dem Berliner Club wandte sich Sänger James McGovern direkt an die wartenden Fans. In einer Rede, die später auf Instagram veröffentlicht wurde, sagte er: "Wir erfuhren erst am Nachmittag vom Flaggenverbot. Für uns ist die Flagge kein politisches Statement, sondern ein humanitäres." Die Band spielte anschließend ein kurzes Akustik-Set vor dem Club. In Köln lud die Gruppe ihre Fans in den Rheinpark ein, wo sie ebenfalls unplugged auftrat.


Das Gretchen betonte in einer Stellungnahme, man wolle ein sicherer Raum für verschiedene Communities sein. Nationalflaggen seien aus Sicht des Clubs nicht geeignet, um ein inklusives Umfeld zu schaffen. Politische Reden oder Solidaritätsbekundungen auf der Bühne seien ausdrücklich erlaubt, solange sie keine Hassrede beinhalten.

Das Gretchen stellte außerdem klar, dass der Kontakt mit der Band nur indirekt über den externen Veranstalter erfolgte und ein direktes Gespräch abgelehnt wurde. "Sie bestanden auf der Flagge. Sie fragten nicht nach einem Banner", beendet der Veranstaltungsort seine Erklärung, bezogen auf die Aussage des Leadsängers in seiner Rede, dass ihnen ebenfalls ein Banner mit der Aufschrift "Free Palestine" verboten worden sei.


In den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik, besonders an der kurzfristigen Kommunikation. Mehrere Besucher:innen beklagten, vor verschlossenen Türen gestanden zu haben, ohne vorab informiert worden zu sein.

Die irische Band Kneecap wurde nach pro-palästinensischen und anti-israelischen Äußerungen ebenfalls von mehreren deutschen Festivals und Konzerten ausgeschlossen. The Murder Capital kündigten an, so bald wie möglich nach Deutschland zurückzukehren, dann aber mit Flagge.

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