laut.de-Kritik
"Wie ich Jessica Simpson vergraulte ..."
Review von Andreas BättigSchlägt man das Booklet von "What's Left Of Me" in der Mitte auf, blickt einem Nick Lachey traurig entgegen. Er trägt natürlich eine zerfetzte Jeans und liegt auf einem kaputten Bett, das sich in einem kleinen, recht abgefuckten Raum befindet.
Weitere dekorative Gegenstände: Eine Bierflasche, zwei Notizbücher, ein verdorrter Kaktus, ein Fernseher und zu guter letzt, man glaubt es kaum: ein Strick. Das Bild ist dermaßen auf "armer sensibler Songwriter, der seine Gedanken einsam in Liedern verarbeitet" hin gestylt, dass es ziemlich lächerlich wirkt.
Doch Nick Lachey spielt anscheinend gerne lustige Rollenspiele. Das Problem dabei ist, dass dabei die Glaubwürdigkeit seiner Musik flöten geht, und er nur als Vorzeige-Abziehbildchen einer Vermarktungsmaschine sein Dasein fristet. Und so säuselt der Smart-Boy Texte nieder, die selbst das hartgesottene Plastik-Pop-Herz erschaudern lassen, und paart sie mit grausig harmonischen Background-Stimmen und einer schleimig-aalglatten Produktion.
Bekannt aus der MTV-Sendung Newlyweeds, widmet sich der Sänger auf "What's Left Of Me" ganz dem Thema Liebe. Er verarbeitet die Herzschmerz-Gefühle, die er, nachdem ihm seine Frau Jessica Simpson verlassen hat, empfunden hat. Mitunter tut es gar nicht so weh.
"I Can't Hate You Anymore" ist eine ruhige Pop-Ballade, der eine ohrwurm-artige Melodie zugrunde liegt. Begleitet von Klavier, Gitarre und Streichern zeigt Lachey, dass er singen kann. Doch Sätze wie "You're not the person that you used to be/the one I want who wanted me/And that's a shame but/There's so many tears that you can cry" lassen das Kitsch-Signallicht rot aufleuten.
Mit "Run To Me" oder auch "Everywhere But Here" trasht der Sänger zwei durchschnittliche Balladen hin, die irgendwie nach einem Soloprojekt eines Boygroup-Mitglieds klingen. Rock-poppig wird in "You Are Not Alone" die Gitarren angeschlagen, und Nick schmachtet seine Zeilen hin.
Nick Lachey liefert ein Album, das als Kopie einer Kopie den Pop-Markt erklimmt. Zu sagen hat uns der Amerikaner nicht viel, die Melodien kann man als nett bezeichnen, die stimmliche Leistung ist akzeptabel. Leider muss man wirklich sagen: Kennst du einen Song, kennst du sie alle. Zwar lässt das ein an Kommerz orientiertes Konzept erkennen, doch für den Hörer wirklich angenehm ist es nicht.
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