laut.de-Kritik
Zwischenmahlzeit aus dem Strokes-Universum.
Review von Martin LeuteDass die Strokes seit "First Impressions Of Earth" kein Album mehr veröffentlicht haben, hat nichts mit mangelnder Kreativität zu tun, sondern mit den Ambitionen der Mitglieder, als Solokünstler oder in Nebenprojekten neue Wege zu gehen. Nachdem bereits Gitarrist Albert Hammond Jr. aus dem mächtigen Schatten der Strokes getreten ist und Drummer Fabrizio Moretti für die Band Little Joy die Stöcke schwingt, hat nun auch Nikolai Fraiture den Bass gegen die Gitarre ausgetauscht und sich vor das Mikro gestellt.
Mit der instrumentalen Unterstützung der Band South hat er seine Gedichte und Texte vertont. Unbekümmert und lustvoll wandelt er durch die Genres Rock, Folk und Country. Nach eigenen Aussagen hat er sich dabei von Neil Young, Frank Black und The Kinks inspirieren lassen.
Mit traditionellem Rockinstrumentarium nimmt "You And Everyone Else" die Dynamik des Openers auf, wobei die Melodik durchaus auf seine Hauptband verweist. Noch kraftvoller offenbart sich im weiteren Verlauf nur das flächige "Dying Star" mit treibenden Drums und flirrenden Gitarren.
Folkrock präsentiert Fraiture mit "Back From Exile", das daherkommt wie der kleine Bruder von Neil Youngs "Keep On Rockin' In The Free World". Mit Akustikgitarre und der Mundharmonika taucht er hier wie auch in "Another Sunny Afternoon" in den Countryfolk, der die große Rockgeste nur andeutet. Dass sein Gesang dabei eher eintönig denn expressiv klingt, kommt diesen Songs sogar zugute.
Von seiner sentimentalsten Seite zeigt Fraiture sich mit "Where The Cold Wind Blows" zur gezupften Gitarre, Cellospiel und dezenter Pianoeinlage von Regina Spektor. Dass "The Time Of The Assassins" ausgerechnet mit einer Coverversion von Leonard Cohens "Hey, That's No Way To Say Goodbye" abschließt, birgt ein gewisse Ironie.
Fraitures gefälliges, nie anbiederndes Werk beinhaltet mach einen Höhepunkt - das letzte Wort scheint mit diesem musikalischen Ausflug aber noch nicht gesprochen. Mit grundsympathisch arrangierten und melodieschwangeren Songs deutet Fraiture seine Qualitäten als Songwriter jedenfalls sehr charmant an und versüßt das Warten auf Stroke(s) Nummer 4.
Noch keine Kommentare