laut.de-Kritik
Auf der Suche nach Mitgröl-Stadionhits.
Review von Philipp GässleinEs gibt Rockbands, die es einfach drauf haben. Da kann man Jahre lang nichts von ihnen hören und das neue Release trotzdem guten Gewissens ohne ihm gelauscht zu haben an die Kasse schleppen. Bands, die die Fähigkeit ihr eigen nennen, sich mit jedem erscheinenden Album neu zu erfinden und diese Tatsache jedem, der ihnen die Chance gibt, mit leidenschaftlicher Power in die Ohren hämmern. Nickelback gehören nicht dazu.
Die "lange Straße" hat die kanadischen Bestseller nach zweijähriger Reise zu ihrem Ziel gebracht: die Rock-Regionalliga. Wo sich die Band mit "Fight For All The Wrong Reasons" noch rebellisch des Eindrucks eine Industriehure zu sein erwehren will, befindet sie sich spätestens beim hochglanzpolierten "Photograph" auf der Suche nach einem Mitgröl-Nachfolger von "How You Remind Me". Die tränenspritzende Nostalgiepackung Chad Kroegers kriegt eine glatte 10 auf der Schnarch-Skala. "Savin' Me" kann definitiv nur für Stadionauftritte konzipiert worden sein. Obwohl mir der Track gefällt, funktioniert er nicht mit weniger als 50.000 laut mitsingenden Kids im Hintergrund.
Wann zur Hölle haben Nickelback eigentlich ihren Grunge verloren? "Far Away" trieft dermaßen schmalzig aus den Boxen, dass man vorsorglich erst mal eine Rolle saugfähige Küchenpapier darunter stellt. Der Platz auf der nächsten Kuschelrock ist reserviert. "If Everyone Cared" hätte, wäre der Text nicht derart platt, eigentlich prima auf eine neue Live-Platte gepasst. Was ja an sich nichts schlechtes ist. Allerdings kann Dauerwelle Kroeger nicht wie sein Pendant Kowalczyk allein durch Stimmnuancierung genug Schmackes in einen Track legen. Auch das schwermetall-lastigste Stückchen der Scheibe, "Side Of A Bullet", lebt eigentlich nur vom Solo des kürzlich ermordeten Pantera-Gitarristen Dimebag Darrell.
"Animals", "Someone That You're With", da gibt es schon eine kleine Zahl Lieder, die ordentlich nach vorne gehen. Ecken oder kantige Produktionen, wie sie ein Rockalbum erst liebenswert machen, sucht man allerdings vergebens. Glatt wie der Allerwerteste der Jungfrau Maria - das alles erinnert doch stark an die Entwicklung der einstigen Punkpop-Heroen Offspring. Um einiges professioneller durchgeplant natürlich: "'Cause we all just wanna be big rockstars | and live in hiltop houses driving fifteen cars."
Wenn sich Nickelback diesbezüglich auch auf dem richtigen Weg befinden, so schreit diese Passage doch förmlich danach, sich Cypress Hills "Rock/Rap Superstar" noch einmal genauestens zu Gemüte zu führen. Und dieses Mal bitte nicht so fatal miss zu verstehen.
13 Kommentare, davon 5 auf Unterseiten
Meiner Meinung nach wurde dieses album viel zu schlecht bewertet,man kann das album ganz locker hören und wer nickelback mag, dem gefällt dieses album eben so gut wie die anderen.
Ja, es wurde schlecht bewertet, aber genau das ist nickelback auch.
Aago wie bist du den drauf. Alles was nicht total unerträglich ist, sollte man mit drei, vier oder noch besser fünf sternen bewerten oder wie?
ich weiß end was ihr habts ich finds ganz nett ...
geschmäcker sind verschieden... rhcp-fan?? siehe minime^^
@grimward ich find das album ziemlich gut^^ kam nich so ganz rüber in meinem kurzen statement^^