laut.de-Kritik
Frisch wie eine Dose Ravioli aus dem Jahre 1995.
Review von Kai ButterweckEgal, ob zu Weihnachten, zum Geburtstag oder zu sonst einem feierlichen Anlass: Es gibt Geschenke, die man einfach nicht braucht. In der Regel handelt es sich dabei um Gaben, die nach der festlichen Überreichung folgende Gedanken lostreten: "Hab' ich schon, kenn' ich schon, brauch' ich nicht."
Genauso enttäuscht dürften dieser Tage eine Vielzahl von Nickelback-Fans reagieren. Was die Mannen um Chad Kroeger ihren Anhängern pünktlich zur Vorweihnachtszeit unter den noch eingenetzten Lamettabaum legen, hat in etwa den Frischezustand einer Dose Ravioli aus dem Jahre 1995.
Man könnte eigentlich davon ausgehen, dass eine Band nach fast zwanzig Jahren im Business und mittlerweile über 50 Millionen verkauften Tonträgern für ihr erstes offizielles Best Of-Album ein paar Überraschungen mit an Bord nimmt. Schließlich gibt es ja reichlich Verantwortliche für die prallen Privatkonten der Kanadier.
Doch statt der treuen Gefolgschaft das ein oder andere musikalische Ü-Ei zu überreichen, reihen die Stadionrocker 19 Standard-Hymnen aneinander, die jeder Nickelbäcker diesseits und jenseits des Äquators schon seit Jahren von vorne bis hinten mitträllern kann.
Die einzigen, die beim Anblick der Trackliste begeistert in die Hände klatschen werden, sind Bierzelt-, Autoscooter- und Großraumdisco-DJs. Denn diese müssen nun nicht mehr ewig im Archiv herumwühlen, wenn sie zu später Stunde den Entschluss fassen, noch einen zweiten oder gar dritten Arenahüpfer neben dem Durchbruchs-Hit "How You Remind Me" aufs anwesende Volk loszulassen.
"The Best Of Nickelback Volume 1" hat sie nämlich alle im Sack – die Zarten ("Photograph", "Savin' Me", "Far Away", "Lullaby"), die Harten ("Burn It To The Ground", "Figured You Out", "Never Again", "Animals", "Something In Your Mouth") und auch die, die sich nicht so richtig zwischen Wellpappe und Hartholz entscheiden können ("How You Remind Me", "Too Bad").
Des einen Freud ist des anderen Leid, nur dass in diesem Fall all diejenigen die Arschkarte ziehen, ohne die die anderen freudig Grinsenden gar nicht wüssten, dass es eine Band wie Nickelback überhaupt gibt. Ergo: Hauptsache der Rubel rollt? Der Verdacht liegt nahe.
30 Kommentare mit 28 Antworten
Ich habe regelrecht Angst vor Volume 2
Das haben wir alle, das haben wir alle...
"Genauso enttäuscht dürften dieser Tage eine Vielzahl von Nickelback-Fans reagieren."
Sicher? Die werden auch dieses Best-Of als absoluten Pflichtkauf und Album des Jahres hinstellen und allen Kritikern Neid vorwerfen.
ja. kennen Sie eigentlich "king dude" auf den bin ich kürzlich mal gestoßen. macht "dark folk" und "neofolk" und wird mit j.cash verglichen aber ich kenn mich in der folk szene nich aus und dachte, vllt weiss der geschätzte ANwalt mehr?
sacht mir nichts. leider. wird geändert. danke Ihnen, herr torque
Vielen Dank für den Schrottwichtel-Tipp!
bin kein nickelback-fan.
aber mit welcher voreingenommenheit hier von laut.de-protagonisten und den entsprechenden followern manche interpreten von vornherein herabkritisiert werden, ist manchmal frappierend.
nicht nur das, sondern sogar pupertär.
da hat sancho recht.