laut.de-Kritik
Neues Line-Up und neue musikalische Ausrichtung.
Review von Michael EdeleSeit der Veröffentlichung von "Descent Into Chaos" hat sich im Line-Up von Nightrage einiges geändert. Neben Gründer und Songwriter Marios Iliopoulus ist gerade mal noch Basser Henric Carlsson mit von der Partie. Sowohl Shouter Tompa als auch Gitarrenwizard Gus G haben sich verabschiedet.
Da aber Marios stets der Hauptsongwriter der Band war, verwundert der deutliche Stilwandel doch etwas. War ich vom Debüt "Sweet Vengeance" noch wirklich beeindruckt, so hatte ich am direkten Nachfolger schon den ein oder anderen Grund rumzunörgeln, da Frische, Rasanz und kompromisslose Brutalität nicht mehr recht zu spüren waren. Auf "A New Disease Is Born" entfernt sich die Griechenland/Schweden-Connection noch weiter von den Wurzeln.
Mit dem neuen Shouter Jimmie Strimell haben sie inzwischen einen Kerl dabei, der nicht nur wie ein Großer brüllen kann, sondern auch über eine recht gute Singstimme verfügt. Diese setzt er des Öfteren und sehr selbstbewusst ein, rückt die Band dadurch aber nicht unwesentlich in die Metalcore-Ecke. Doch das liegt natürlich nicht am Sänger allein, sondern maßgeblich auch an den Kompositionen von Klampfer Marios. Bevor jetzt aber alle aufheulen: Nightrage verleugnen ihre Wurzeln keineswegs, sondern haben ihren Sound einfach erweitert.
Immerhin gibt es genügend gute Metalcore-Bands, und wenn man Nightrage hierzu zählen möchte, so sind sie mit Sicherheit weit vorne mit dabei. Wir reden hier aber von melodischem Death Metal mit deutlichen Thrash-Zitaten, wie man bei den The Haunted-ähnlichen "Reconcile" und "Spiritual Impulse" oder dem an Arch Enemy erinnernden "Scars Of The Past" nachhören kann. Die oft eingestreuten, kurzen und ruhigen Zwischenpassagen sprechen nur für die gewachsenen Fähigkeiten von Marios als Songwriter und Gitarrist.
Tracks wie "A Condemned Club" oder "Surge Of Pity" haben aufgrund der akustischen Passagen und offenen Akkorde zwar an Durchschlagskraft eingebüßt, glänzen dafür aber mit tollen Melodien. Eine mehr als nur gelungene Mischung von beidem ist dagegen "Scathing", das sowohl mit Melodien als auch durchschlagender Härte begeistert. Der akustische Titeltrack rundet das Album ab, lässt einen aber mit gemischten Gefühlen zurück.
"A New Disease Is Born" ist mit Sicherheit ein gutes Album geworden, aber zur Eigenständigkeit der Band hat es nicht wesentlich beigetragen. Mal sehen, wie weit sich die Jungs mit der Scheibe etablieren können.
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