laut.de-Kritik
Der Melodiejongleur präsentiert wieder großes Gefühlskino.
Review von Alexander CordasEigentlich müsste man diesem Mann auf Knien danken, doch Nichtbeachtung war 1999 der Arbeit Lohn. Jetzt gibts den Nachschlag zum Meisterwerk "15 Minutes". Wie sich die Bilder doch gleichen. Wiederum will kein Schwanz den Melodiejongleur wahrnehmen. Ihn selbst kümmert das wahrscheinlich am allerwenigsten, hat er doch mit Songschreiben genug verdient und seine Schäfchen bereits im Trockenen.
Damit "To Be Frank" nicht nur als "offen sein" definiert wird, hat Kershaw - ganz der augenzwinkernde Schelm - ein paar berühmte Franks ins Booklet gepackt. So finden sich neben Spaniens fiesem Franco auch noch Frankensteins Monster, Frank Sinatra, ein Cafe Namens Frank's und - last but not least - die guten alten Frankfurter Würschtels. Frank und frei musiziert er denn auch mit seinen exzellenten Mitstreitern drauf los, als hätte es die Achtziger nie gegeben. Wieder hat er großes Liedgut aus dem Sack gepackt und lässt uns an seinem schier grenzenlosen Talent für schmissige Melodien teilhaben.
"Wounded" im Latino-Outfit kommt da noch am langweiligsten rüber, fast nichtssagend. Danach geht aber die Große-Gefühle-Show, die schon bei "15 Minutes" so bestach. Ich weiß ja nicht, wo er diese Lieder her hat, fest steht aber, dass - falls empfänglich für Gefühlsduselei - einem das Herzelein aufgehen kann, wenn der Refrain mal wieder wie eine im Wind schwebende Feder um die Ohren tänzelt. Unaufdringlich, wie es seine Art zu sein scheint, bereitet er bei jedem Song den Humus vor, auf dem Harmonien gar prächtig gedeien können. Egal wie das Tempo der Songs ist, diese undefinierbare Freude-Melancholie-Symbiose (bis auf "Wounded") zieht sich wie ein roter Faden durch die elf Stücke.
Nik schafft es, eine große Bandbreite an Gefühlen zwischen die Noten zu quetschen. Unterstützt von einer wunderbar klaren Stimme und den verspielten Details im Hintergrund bereitet der kleine Engländer die Bühne für großes Emotionskino. Und das konsequent bis zum herzzerreißenden Ausklang mit "Show Them What You're Made Of". Da ist es im Endeffekt doch schnuppe, ob das hier kommerziell erfolgreich ist, oder ein Dasein am Rande des Wühltisches fristet. Wer diesen Kershaw für sich entdeckt hat, schwebt spätestens jetzt in dem Teil des Himmels, der keine Misstöne duldet. Danke für dieses Schmuckstück, Nik.
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