laut.de-Kritik
Die Techno-Historikerin bei der Arbeit.
Review von Daniel StraubDas neue Jahr ist gerade einmal vier Wochen alt, und das Berliner Label !K7 fährt schon ein großes Highlight auf: Die erste "DJ-Kicks" Ausgabe des aktuellen Jahres mixt Nina Kraviz. Die Russin zählt mittlerweile zu den meistgebuchten DJs weltweit und zeigt am Mixer mit ihrer Vorliebe für klassischen Chicago-House und Detroit-Techno zudem ein klares Profil. Diese Vorlieben leiten sie auch bei ihrem "DJ-Kicks"-Mix.
Dabei kommt House allerdings nur eine Nebenrolle zu. Mit Armando ist gerade mal ein klassischer Produzent aus Chicago auf "DJ-Kicks" zu hören. Das durfte man so nicht erwarten, schließlich macht die Russin kein Hehl daraus, ein Acid-House-Aficionado par excellence zu sein. Stattdessen prägen schroffe Detroit-Tracks den aktuellen Mix von Nina Kraviz.
Dabei dürfen sich zahlreiche Techno-Acts der frühen Jahre wie Dietrich Schoenemann, Taylor Deupree, Steve Stoll, Terrence Dixon, Goldie, Plaid und Aphex Twin über einen Auftritt freuen. Mit insgesamt 29 Tracks baut Nina Kraviz eine dunkel pumpende Atmosphäre auf, die erst gegen Ende mit dem Freak Electrique-Track "Parsec" eine vorübergehende Aufhellung erfährt.
Eingebettet in ihr "DJ-Kicks"-Set sind auch die ersten Tracks ihres 2014 gegründeten Labels трип (Trip). Neben den beiden Altstars Steve Stoll aus New York, Terrence Dixon alias Population One aus Detroit und dem Isländer Arnvidur Snorrason alias Exos sind auf dem ersten Ende 2014 erschienenen Trip-Release "The Deviant Octopus" auch die beiden Newcomer Bjarki und der Niederländer Parrish Smith zu hören.
Das Doppelvinyl auf Trip enthält auch zwei neue Produktionen von Kraviz selbst, den ersten seit ihrem Minialbum "Mr Jones" aus dem Jahr 2013. Zwar sind auch hier wieder Vocals von ihr zu hören. Die Atmosphäre der Tracks bestimmen jedoch spröde Sounds und eine monotone Struktur, die auch die übrigen Produzenten auf "The Deviant Octopus" transportieren.
Keine leicht verdauliche Sache, die Nina Kraviz mit ihrem "DJ-Kicks"-Mix serviert. Genau das ist die große Qualität der Russin: Sie zieht ihr Ding recht unbeirrt vom medialen Hype um ihre Person durch. Und auf ihren ausgezeichneten Geschmack in Sachen Musik kann man sich jederzeit verlassen.
1 Kommentar
Schien mir zuerst ein wenig einseitig, aber das verleiht dem Mix eine gewisse hypnotische Wirkung. Noch anzumerken ist, dass Kraviz eigene Tracks, die mit ihren Vocals versehen sind, klare Highlights darstellen. Da ist es umso peinlicher, wie manche Leute in den Comments auf Resident Advisor et al. gerade diesen Aspekt nutzen, um sie als eine untalentierte Attention Whore darzustellen, die nichts vom DJing versteht, während männliche Vertreter - wie fast immer - eine Freikarte kriegen.