laut.de-Kritik
Die ehemalige Ska-Kapelle schwimmt nun auf der Electro-Welle.
Review von Klaus HardtNo Doubt haben mit ihrer neuen Single "Hey Baby", die trotz vieler Hip Hop-Elemente auch noch recht poppig herüber kommt, die Hörer schon etwas überrascht. Das Video, bei dem Gwen Stefani sehr stylisch durch eine kunterbunte Welt springt, unterstützt den neuen Stil noch. War die Auskopplung nur ein Ausrutscher oder sind die restlichen Lieder ähnlich geartet? Die Antwort fällt seltsam aus: "Hey Baby" ist ein Ausrutscher, aber eigentlich bieten fast alle Stücke stilistische Besonderheiten!
Die einzige Konstante ist eine Spur Rock, der die musikalische Basis darstellt. Als weiterer Ursprung kommen Reggae-Elemente vor, welche die Band bei "Underneath It All" und "Rock Steady" verarbeitet. Die Band hat schließlich vor über zehn Jahren als Ska-Kapelle angefangen. Womit sicherlich kaum jemand gerechnet hat, ist, dass No Doubt nun auf der Electro-Retro-Welle mitschwimmen. "Making Out" hat eine durchlaufend stampfende Bassdrum, viele Computersounds und den typisch reservierten Gesang. Selbst Electroschnösel Schuh brachte ein "nicht schlecht" über die Lippen. Ähnlich fällt "Don't Let Me Down" aus. Als Fundament dominieren Achtel-Noten von Schlagzeug, Bass und der verzerrten Rhythmusgitarre. Ein Keyboardsound, der von einem DX-7 stammen könnte, spielt eine Kindermelodie in Dur, der Gesang erinnert an Roxette. Das Stück klingt also rockig und sehr nach 80er Jahre. Ungewöhnlich für No Doubt ist auch "Start The Fire". Es klingt ein wenig nach schottischer Volksmusik, da eine Melodie mit Dudelsack-Klang zu hören ist.
Gewohntes bietet "Detective", eine Mischung aus leicht funkigen Grooves mit rockigen Gitarren ohne viel elektronische Instrumente. Auch eher bodenständig ist "Running". Ein getragenes Stück mit einer schönen Gesangsmelodie, begleitet von einer Akustikgitarre und ein paar Elektronik-Sounds.
Problematisch an der Platte ist nicht die Verwendung der vielen verschiedenen Stile, sondern die Umsetzung. Die meisten Lieder sind zu einfach gestrickt und dadurch etwas langweilig. Richtig gut wird es, wenn ein aufwendiges Arrangement vorhanden ist, No Doubt viele Sounds verwenden, sie immer wieder andere Keyboard-Klänge und kurze Gitarreneinwürfe einstreuen. Die erinnern wegen ihrer Jauleffeckte ein wenig an Eddie van Halen oder Steve Vai. Wenn als Basis noch ein Funk- oder Reggaegroove erklingt, der Gesang mehrstimmig ist oder verschiedene Melodien ineinander laufen, macht das Zuhören richtig Spaß. Leider ist das nur bei zwei Stücken der Fall: "Hella Good" und "Rock Steady".
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