laut.de-Kritik
Singer/Songwritermaterial aus München.
Review von Giuliano BenassiEinfühlsam, verletzlich und doch stark, so die Eigenschaften der meisten Singer/Songwriter, die sich auf dem Markt tummeln. Die Grenze zwischen Belanglosigkeit und beachtetem Werk ist dabei hauchdünn. Langweile oder interessiertes Zuhören liegen sehr nah beieinander.
Die gebürtige Fränkin Micha Voigt nahm sich zwei Jahre Zeit, um diese Grenze zu erforschen und zu überschreiten. Von 1998 bis 2000 reiste die gelernte Tontechnikerin und Sängerin der Münchener Rockgruppe The Run mit einer akustischen Gitarre durch Australien, Neuseeland und Südostasien. Als sie zurückkam, hatte sie das Material für ihr Solodebüt "Fire Blue" beisammen.
Schon das erste, Titel gebende Lied führt in eine melancholische, verträumte Welt. Auf das Rauschen einer verkratzten LP folgt Voigts tiefe, leicht raue Stimme, begleitet von einer gezupften Westerngitarre. Im Hintergrund weht der Wind, dezente Samples unterstreichen den Refrain. Den Schluss bildet eine gespenstische, verlangsamte Männerstimme.
In Voigts eigenem Studio aufgenommen, überrascht das Album durch seine sehr gute Tonqualität. Ihre Melodien und Akkorde sind linear und einfach gestrickt, dennoch ziehen sie in ihren Bann. Die intensive Atmosphäre verstärken eingestreute Samples und Instrumente wie Vibraphon, Geigen, Perkussionen, Hammond-Orgel, Slide-Gitarre, Klavier und gelegentlich ein leises Schlagzeug.
"I come like a rainbow after a storm, made to disappear again" singt Voigt im gleichnamigen, vielleicht schönsten Lied auf "Fire Blue". Die Feststellung gilt zum Glück nicht für diese CD: Die kann man nämlich immer wieder einlegen.
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