laut.de-Kritik
Der "The Voice Kids"-Sieger versucht sich in Urban-Pop.
Review von Lena BayerPop-Deutschland bekommt Zuwachs. Bei all den Singers, Emilios, Romans und Heikos stellt sich zwangsläufig die Frage, ob das wirklich noch nötig ist. Noah Levi antwortet darauf mit seinem Debütalbum "555" im Stile des Urban-Pop, das stellenweise besser funktioniert als erwartet.
Für seinen Erstling wählte der 21-Jährige die Engelszahl 555. Diese soll für Veränderung im Leben stehen. Dass das Debüt dabei auf den 11.11. fällt, ist natürlich Schicksal. Die Veränderung hingegen soll seine Entwicklung thematisieren: 2015 ging er als Sieger aus der Kids-Ausgabe von "The Voice" hervor. Ein Coup, der Kollege Mike Singer zwei Jahre zuvor misslang. Nach dem The Voice-Sieg ging Levi zwar wieder zur Schule, verfolgte die Sache mit der Musik aber natürlich weiter. Er veröffentlichte einzelne Songs, ein Album ließ auf sich warten.
"Alles versprochen, Vertrauen gebrochen" beginnt "Sternhagel" wenig optimistisch, überrascht dann aber mit rockigen Gitarren und lauten Drums. Ein Blick auf die nächsten Titel lässt einige Fragen aufkommen: Wieso "Kuhl" in dieser Schreibweise? Wieso endet "03:15" bereits nach 2 Minuten 24? Wieso hat "Track 3" keinen kreativeren Titel? Und was zur Hölle lässt Noah Levi in letzterem wie Biggie fühlen?
Fühlen tut er vor allem dann, wenn es um seinen "Soulmate", "Berg / Bestfriend" und Engel ("Helles Licht") geht, den er mit zu viel Kitsch-Trallala und Phrasen-Pathos überschüttet: "Baby sag mir willst du mit mir Sterne zählen / Ne Bank knacken / Oder ein paar Pferde stehlen". Seine "Traumwelt" erinnert an Teesys "Keine Rosen". Diesmal wohl weder Zufall noch Schicksal, dass er den Chimperator-Star als Support-Act unterstützen durfte.
Positiv fallen etwa der sanfte Lo-Fi-Beat in "Einer Von Vielen" oder die Synthies in "Immer" auf. Ganz nett klingt auch das Instrumental von "Wo Du Bist", das als smoothe Untermalung eines dieser YouTube-Videos dienen könnte, bei denen im Zeitraffer die ersten 18 Lebensjahre eines Heranwachsenden in Form von Porträts festgehalten werden.
Viel Pop, etwas Soul, gepaart mit vereinzelten Synthies und kratzigen Gitarren: Was textlich und thematisch an Vielfalt fehlt, hat Noah Levi musikalisch besser umgesetzt. Dafür arbeitete der 21-jährige Berliner mit dem Produzenten Joel Olchow zusammen. Ihre Vision für "555": "Alles minimieren, aus der immergleichen Routine ausbrechen und sich neu erfinden". Für ein Debüt haben sie das stellenweise solide umgesetzt, wobei es auch die Hälfte der 17 vorliegenden Tracks getan hätte.
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