laut.de-Kritik
Ein Shooting-Star beweist seine Klasse ...
Review von Alexander CordasNorah Jones, die äh ... ja was eigentlich? Singer/Songwriterin? Nicht wirklich, nee. Folkbardin? Auch nicht so ganz. Die äh ... singende Songwriterin mit Hang zum folkigen Countrysound? Ja klar, brich dir doch einen ab beim Schubladisieren.
Ok, ich lass' es. Norah Jones lässt sich nämlich mit Album numero deux noch weniger festlegen, als mit ihrem Debüt "Come Away With Me". Als einzige Konstante begleitet sie ein reduziertes Klangkostüm, das ihre - im wahrsten Sinne des Wortes - liebenswürdige Stimme perfekt in Szene setzt.
In der gleichen Besetzung, die auch das Debüt vertonte, gelingen Jones wieder einige kraftvolle und schöne Songs. Wie vor zwei Jahren bewegt sie sich auch 2004 eher auf ruhigem Terrain und wagt nur einmal einen Ausbruch, wenn sie mit Country-Megabusen Dolly Parton "Creepin' In" anstimmt. Etwas mehr Abwechslung in dieser Hinsicht würde ihr aber gut tun, denn der Track wackelt munter als einer der besten Songs durchs Ziel.
Erstaunt darf der Zweifler sein, der der mittlerweile knapp 25-Jährigen vor zwei Jahren noch einen Glückstreffer bescheinigte. Mit "Feels Like Home" tritt Norah den Beweis an, dass sie sehr zu Recht Lob erfährt. Zwar hört sich eine musikalische Revolution anders an, aber Räder neu erfinden muss sie beleibe nicht. Eingängige, gefühlsbetonte Lieder schreiben ist ihre Stärke, und da hört man doch gerne hin, zumal dann, wenn so ein bezauberndes Schnuckelchen am Werke ist.
Auch wenn Norah Jones insgesamt mit drei Coverversionen am Start ist, bleibt ihr eigenes kreatives stimmliches Potenzial dank so schöner Songs wie dem ruhig dahin zuckelnden Opener "Sunrise" oder der Banjo-Only-Nummer "Humble Me" erwähnenswert. Norah Jones beweist ihre Klasse als Folk-Country-Singer/Songwriterin mit Hang zur reduzierten Instrumentierung. Nach nur knapp einer dreiviertel Stunde ist der kurzweilige Spaß leider schon wieder vorüber. Trotzdem: diese Frau muss eigentlich nix mehr beweisen.
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