laut.de-Kritik
Harter Detroit- und UK-Techno im Mix.
Review von Daniel StraubMit dem Berliner Norman Noczinski, der unter seinem Künstleralias Norman Nodge Platten auflegt, steht für "Berghain 06" nun der letzte altgediente Resident des Kult-Clubs am Mixer. Vor ihm durfen bereits André Galluzzi, Marcel Dettmann, Len Faki, Ben Klock und Marcel Fengler ran. Von all diesen DJs steht Norman Nodge für die traditionellste Interpretation von Techno. Die seit langen Jahren glühende Leidenschaft für Techno hört man auch seinem Mix an, den er für die sechste Ausgabe der Berghain-Compilation eingespielt hat.
Zwar setzt man im Berghain seit jeher auf eine Wiederbelebung der Rohheit, die viele Techno-Tracks, die in den jungen Jahren des Genres veröffentlicht wurden, auszeichnete. Im Gegensatz zu allen seinen Vorgängern in der Mix-Reihe, orientiert sich Norman Nodge bei der Auswahl seiner Tracks am wenigsten an aktuellen Entwicklungen und Moden. Was freilich nicht heißt, dass er 'nur' altes Zeug spielt. Techno aus Detroit und von der Insel bilden die beiden wichtigsten Pfeiler, auf denen das "Berghain 06"-Set ruht. Das Entstehungsjahr ist sekundär.
Für die Säule Techno aus Detroit stehen die beiden Namen Jeff Mills und DJ T-1000. Beides Urgesteine, die mir ihren Releases, die Entwicklung des Genres maßgeblich geprägt haben. Mills sicherlich etwas mehr als Alan Oldham, der dem Untergrund seit den frühen 90er Jahren treu geblieben ist. "Keeping Of The Kept" von Jeff Mills "Metropolis" Album, das mittlerweile auch schon zwölf Jahre auf dem Buckel hat und "Metra", 1998 von DJ T-1000 auf seinem Album "Signals And Minimalism" veröffentlicht, gehen beide schon als richtige Klassiker durch.
Eine andere altgediente Figur des Techno-Underground ist der Holländer Orlando Voorn, der ebenfalls bereits seit den frühen 90er Jahren mit Releases von sich Reden macht. Sein 92er Track "Tone Exploitation" durfte sich im vergangenen Jahr über Remixe einer ganzen Reihe namhafter Produzenten wie Ken Ishii, Ben Sims und Suburban Knight freuen. Auf "Berghain 06" findet sich der Remix von Planetary Assault Systems alias Luke Slater wieder. Die genannten Tracks pushen den Mix von Norman Nodge kräftig nach vorne.
Erst im letzten Drittel, nach Stücken der beiden britischen Traditionsproduzenten von Mark Broom und Tim Taylor, nimmt Nodge etwas Fahrt heraus und sorgt mit Material des vielseitigen britischen Sound-Gurus Radioactive Man und der hübschen Newcomerin Sheela Rahman alias Xosar für eine gediegenere Atmosphäre. Hier vertreten in einem Remix von Legowelt. Alles in allem ein solider Mix. Einen Besuch im Club, wo Norman Nodge zu früher Stunde auch mal Ambient spielt, ersetzt er aber sicherlich nicht.
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