laut.de-Kritik
Skurriler Noise mit Nôze: verspielt, freudig, karnevalesk.
Review von Volker RueßDas französische Duo mit Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes bietet witzige, skurrile, elektrische - ja was eigentlich für Musik? Egal, Hauptsache skurril eben.
Und das schwankt dann so zwischen allem. Das Piano wird zu einem Taktgeber des housigen Elektro umgemodelt, zwischendurch wird mit allen möglichen Instrumenten experimentiert, es wird geschrieen, gelallt, gesungen, gedudelt und was sonst noch so einfällt.
Experimental, verspielt, freudig, karnevalesk, "it's really different". Mit einem Wort: Das ist einfach verdammt cool! Vom ersten Ton an drängt sich mir ein breites, fettes Grinsen auf, das ich erst ganz am Schluss wieder los werde - weil ich mich ärgere, dass es so wenige Lieder sind. Verdammt, gib mir mehr! Mein Kopf wippt, meine Füße springen, verdammt! Und dann höre ich die Platte noch mal von vorne.
Auffällig ist am Anfang vor allem die Ähnlichkeit mit Tom Waits. Eine verzerrte, tiefe Stimme singt zu unidentifizierbaren Instrumenten in versoffener Katerstimmung. Darauf folgt das Duett "Danse Avec Moi", in der die amerikanische Sängerin Dani Siciliano und der Franzose David Lafore ein bezauberndes Liebeslied singen, und schon bemerkt man die Vielseitigkeit dieses Albums.
In "Little Bug" zeigen uns Nôze, was wir eh schon geahnt haben: Dass es da gewaltig knistern und funken muss, in den elektrischen Hirnverbindungen der beiden Verrückten. "Let me give you a synaptic view, of what I become day by day."
"You Have To Dance" wird wahrheitsgemäß gesungen und dann einfach mal dadaistisch gebrabbelt: "Bob-bolobob-bolob". Warum Nôze 2006 vom De:Bug Magazin zum drittbesten Live-Act der Welt gekürt wurden, kann man da schon nachvollziehen.
Dass auch die etwas leiseren Töne funktionieren, zeigen sie in "Childhood Blues" und "Slum Girl" überzeugend. Auch "Ethiopo" ist ruhig und minimalistisch geraten, und so entschwirren meine Gedanken immer mehr. Erst bei "Remember Love" wache ich wieder auf, und dann wird es zum Glück wieder fetzig. Denn dieser Song ist ein richtiger Gassenhauer mit äußerst eingängigem Beat, aus dem der Sommer geradezu schreit. Es folgt noch das sehr kurze, nachdenkliche "Kitchen" und dann ist es leider schon vorbei.
"All night long" kann man diese Platte hören. "Songs On The Rocks" ist eindeutig kein Clubalbum, mit dem man die Menge zum Kochen bringt. Dafür bietet es aber sehr schöne, skurrile Lieder, die man auch all day long hören kann.
2 Kommentare
Will hier ja niemandem zu nahe treten, aber hat das Review ein Schnupperpraktikant oder so geschrieben... ?
Das Review hab ich geschrieben. Ob Schnupperpraktikant so zutreffend ist lasse ich mal dahingestellt, aber Praktikant bin ich wohl. Warum?