laut.de-Kritik
Joy Denalane kann sich schon mal warm anziehen!
Review von Matthias von ViereckOceana. Das ist nicht nur der Name eines 1882 entdeckten Asteroiden, eine Stadt in Virginia, eine Meeresschutzorganisation sowie der Titel eines Till Brönner-Albums. Nein, seit kurzem findet man im Netz unter Oceana auch: "Künstlername einer deutschen Soulsängerin". Genau die legt nun ihr Debüt vor.
Angenehm soulig die Stimme, beeindruckend der jeder Gravitation trotzende Wuschel-Afro: Oceana, die im ersten Track als "Pussycat On A Leash" um die Ecke kommt, nimmt einen schnell für sich ein. Weiter geht's mit der tollen Single "Cry Cry", die schon in einigen europäischen Ländern in die Charts hüpfte. Oceana, das zeigt der Song, braucht sich vor internationalen R'n'B-Kolleginnen nicht zu verstecken. Wobei das kümmerliche Label "R'n'B" der weit- und weltläufigen Musik Oceanas kaum gerecht wird.
Der in Hamburg und New York aufgenommene Erstling hält all das parat, was man von einer Kosmopolitin mit karibischen Wurzeln erwartet. Oceana, die die letzten Jahre in Hamburg, Berlin, London, Paris, New York, L.A. und auf Martinique zugebracht hat, mixt uns einen Black Music-Cocktail, der keine Ingredienz vermissen lässt: Viel Soul und Funk, eine Prise Reggae, ein wenig Hip Hop und sogar der ein oder andere Jazzmoment (etwa im Song "Bad Boy").
Oceana erinnert dabei mal an Joy Denalane, mal aber auch an Popgirlies vom Schlage einer Lily Allen. Die Mittzwanzigerin zeigt sich gern von ihrer verspielten Seite, die Texte rund um Liebe, Leben et cetera machen Spaß.
Nur einmal geht's (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Hose: "Lala" ist ein zu infantil geratenes Liedchen über die schönste Sache der Welt ("Even your daddy did it to your mama"). Hätte sie sich sparen können. Ansonsten ist es ja gerade die naive Unbefangenheit, die Oceana so liebenswert macht. Was im Übrigen auch für ihre Live-Performance gilt. Auch hier ist Oceana, die jüngst Peter Fox supportete, von glatter Perfektion weit entfernt. Zum Glück!
Ein paar Ecken und Kanten mehr hätten dem Album trotzdem nicht geschadet. Auch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass man manches in ähnlicher Form schon gehört hat im weiten Pop-Ozean. Für die zweite Platte wünschen wir uns also unbedingt: ein Mehr an eigenen, genuinen Ideen. Dann sollte dem Aufstieg zur Soulqueen eigentlich nichts im Wege stehen. Böse sein kann man der sympathischen Künstlerin ohnehin nicht. Im letzten Song ("U Need A Hug") möchte sie uns gar tröstend in den Arm nehmen. Dabei haben wir doch schon Deine Musik, liebe Oceana!
5 Kommentare
Nach den frei zugänglichen Hörpoben gucke ich so ähnlich (zweifelnd), wie es Oceana auf dem Coverpic tut. So richtig überzeugen will mich das noch nicht. Vielleicht hängt es auch ein wenig am musikalischen Terrain, das die Frau beackert...so richtig meins ist es nämlich scheinbar nicht.
Oh das gibt Verwirrung, gibt auch eine Emo/Metalcore-Band die oceana heißt
Kommt auch auf die Liste, in der Richtung sind gute Tipps rar.
Endlich gehört, bzw. bei Track 9..
Das mit den Ecken und Kanten kann ich nur unterschreiben, hätte ein bisschen weniger gefällig sein können. Das leicht infantil naive kommt auch in anderen Tracks ein bisschen zu sehr durch.
Insgesamt hört sich das aber schon sehr gut an, kriegt sicher mehrere Durchläufe und die Lady bleibt im Ohr.
3/5 wäre korrekt.