laut.de-Kritik
Das Gegenteil von Spannung und Nachhaltigkeit.
Review von David Hilzendegen24 Tage Europameisterschaft, das hieß 24 Tage "Endless Summer". Ein Glück, dass sich der Titel des offiziellen UEFA-Songs nicht bewahrheitet hat und das Stück ging, als der deutsche EM-Kater kam. So viel erzwungene gute Laune hält ja kein Mensch aus. Zumal sie den Blick auf die wahre Oceana versperrt, die mehr kann, als das poppige "Endless Summer" befürchten lässt. Leider zeigt sie es auf "My House" viel zu selten.
Stattdessen enthält der Zweitling Oceanas bislang größten Hit gleich dreimal: im Original und in zwei unterschiedlichen Reggae-Pop-Versionen. Der Hidden Track, der kurioserweise in der Trackliste aufgeführt wird, entspricht textlich dem Original, "Sunshine Everyday" kommt mit leicht abgewandelten Lyrics daher. Beide Fassungen sind bedeutend erträglicher als die Vorlage, die keineswegs mit "stilistischer Extravaganz, die ihresgleichen sucht" punktet, wie es die Presseinfo gerne hätte, sondern vielmehr wie Mr. President 2012 klingt.
Damit verschandelt der Titel eine Platte, die den Pop sicher nicht revolutioniert, in ihrem Metier aber durchaus brauchbar ist. Besonders die beiden Stücke, an denen Oceanas Förderer Maceo Parker als Featuregast beteiligt ist, stechen hervor. Der Rhythm'n'Blues von "A Rockin' Good Way" rundet die Scheibe ab, die mit dem poppigen Funk von "Amazing" eigentlich erst beginnt. Leider reicht, was dazwischen kommt, nicht mehr an die Highlights heran.
Der swampige Titeltrack und Opener "My House" klingt zwar stark, passt aber nur bedingt zum Rest des Albums. Das ist eben die Krux mit der Abwechslung, auf die Oceana offensichtlich großen Wert legt: Ein roter Faden sollte trotz allem erkennbar sein. Doch statt auf den genannten Titeln aufzubauen, konzentriert sich die Hamburgerin in der Folge auf seichte Nümmerchen, die im öffentlich-rechtlichen Radio sicher nicht stören würden.
Soulpop bei "Hopes And Sins", Afrobeat bei "Sweet Violet" und Mitsinggarantie bei Herzschmerzpop à la "Put Your Gun Down" oder dem Pianostück "Say Sorry" – "My House" bleibt über die komplette Spielzeit so harmlos und flach, dass es zu nicht mehr als dem Etikett "nett" reicht. "Nett" ist dabei nicht etwa der kleine Bruder von Scheiße, sondern das Gegenteil von Spannung und Nachhaltigkeit.
So schnell wie der "Endless Summer" in diesem Jahr wieder ging, so schnell wird vermutlich auch "My House" in Vergessenheit geraten. Bleibt zu hoffen, dass Oceana oder ihre Produzenten irgendwann eine Kante entdecken, die ihren Platten zu etwas mehr Charakter verhilft. Womöglich bringt es Oceana dann zu einem ähnlichen Bekanntheitsgrad wie etwa Joy Denalane. Die Anlagen dazu hätte sie.
2 Kommentare
Trauer, hatte seit damals einen tollen Werdegang vorhergesagt und seit dem EM-Dreck ist die wahre Soul/RnB-Luft bei ihr raus, jetzt heißt es den hübschen Arsch zu billig-Tracks zu wackeln..
Wie konnte jemand wie Oceana dem Mainstream verfallen... die war mal Backgroundsängerin bei Seeed... und wie um Himmels willen kommt die zu 3 Sternen?