laut.de-Kritik

Alte Raps mit vielen Gästen - krank wie eh und je.

Review von

"Ol' Dirty Bastard erblickte 1969 zum ersten Mal das Licht dieser Welt, mit der er fortan so einige Probleme haben würde". Was für eine Label-Info. Doch eigentlich bringt genau dieser Satz das Wesen des Rappers auf den Punkt. Obwohl Ol' Dirty sich nach einem Intermezzo im Bau gerade wieder auf freiem Fuß befindet. Nun veröffentlicht das krankeste Wu-Tang-Member nach dem enttäuschenden Best Of-Album von 2001 eine neue Platte.

Doch auch "The Trials and Tribulations of Russell Jones" gleicht mehr einem Best Of-Mitschnitt, zu dem der Künstler nicht mehr als ab und an seine Stimme beigesteuert hat. Viel mehr hielt die neue Plattenfirma D-3 von ODB auch nicht in den Händen. Und um gleich auf irgendeine Weise vom Neuzugang zu profitieren, heuerten sie einfach ein paar Rapper wie etwa C-Murder, Mack 10, E-40, Big Syke und Too Short an. Die mixten sie dann mit all den gewohnt durchgeknallten Textzeilen, die sie aus der Flüchtlingszeit des alten Bastards zusammen kratzen konnten. Als größtes Zugpferd engagierte das Label die Insane Clown Posse für die erste Single "Dirty And Stinkin'", die sie auch gleich noch als Hard Rock-Version aufnahmen.

Teilweise schafft es die Platte, nahe an das Niveau voran gegangener Hits wie "Got Your Money" zu kommen. Im Ganzen jedoch erreichen die Produktionen nicht den Standard eines RZA oder der Neptunes, die ODB in der Vergangenheit erfolgreich gemacht haben. Auch sind ODBs sowieso schon raren Reime schludriger und noch unverständlicher als sonst. Stören tut's nicht groß, denn den Hauptteil der Raps übernehmen ja sowieso die Gäste.

Beim ersten Track "Caught Up" kupfern ODB, Mack 10 und Royal Flush auch noch ab und adaptieren den Bilal-Song "Fast Lane". An die niedersten Instinkte apelliert "Dirty And Stinkin'": "I ain't going nowhere until I'm dirty and stinkin'", bei dem die Insane Clown Posse ihresgleichen suchende Metaphern benutzt: "I'm dirty like Osama bin Laden's toes!"

Sonst schnauft, grunzt, brüllt und stammelt ODB natürlich in bester Ich-Bin-Total-Bekloppt-Manier durch das Album. Besonders bei "Here Comes The Judge" bringt er diese Kommunikationsarten fast bis zur Perfektion.

Weniger Genuschel hingegen beim aussagekräftigen "I Wanna F**K", so richtig Zeit hat ODB dazu aber auch nicht, denn auch hier fällt sein Part mit etwa 30 Sekunden sehr spärlich aus. Letztendlich ist es ein Armutszeugnis, wenn eine Plattenfirma um eine geringe Anzahl von Raps einfach neue Beats herum zimmert und den Rest mit Gastauftritten auffüllt.

Und wie heißt es doch so schön: das Krankeste behält man sich für den Schluss auf. Dass ODB richtig einen an der Klatsche hat, beweist die Dokumentation einer persönlichen Sitzung auf dem Klo in Track Nummer 16. Unbeschreiblich. Doch sagt es so viel aus ...

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Caught Up
  3. 3. Dirty And Stinkin'
  4. 4. Dogged Out
  5. 5. Free With Money
  6. 6. Anybody
  7. 7. Waitress #13
  8. 8. Reunited
  9. 9. Here Comes The Judge
  10. 10. Cute Devils
  11. 11. I Wanna F**K
  12. 12. Highjack
  13. 13. Lintballz
  14. 14. Zoo Two
  15. 15. Anybody (Remix)
  16. 16. Taking A S**T
  17. 17. C'mon
  18. 18. Dirty & Stinkin' (Remix)

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