laut.de-Kritik
Die Berliner Feierinstitution verkauft sich unter Wert.
Review von Daniel StraubWas die internationale Clubszene vormacht, findet auch in Deutschland immer mehr Nachahmer. Institutionen des Nachtlebens verkaufen ihren Sound nun auch im CD-Format. Am erfolgreichsten wird das vom Londoner Club Fabric praktiziert, der mit seinen beiden Mix-Reihen die Standards setzt.
Ähnliche Formate legen der Brüsseler Club Fuse und das Berliner Berghain auf. Jetzt zieht mit dem Watergate eine weitere Feierhochburg der Hauptstadt nach. "Watergate 01" nennt sich die Premieren-Compilation des Kreuzberger Clubs, der durch seine Lage direkt an der Spree, vor allem während der Sommermonate, zu den feinsten Ausgehlocations in Berlin gehört.
Die einmalige Location ist das eine, die sehr gute Musikauswahl das andere Qualitätskritierium, das seit fünf Jahren für das Watergate spricht und maßgeblich zur exzellenten internationalen Reputation beigetragen hat.
Für den Kick-Off der Watergate-Mix-Reihe hat sich mit dem Türken Onur Özer ein DJ ans Mischpult gestellt, der beim Publikum seit langen Jahren ein Begriff ist. Seit 2005 gehört er zum festen Stamm der Artists auf dem Berliner Minimal-Label Vakant. Dort sind auch gut ein Viertel aller Tracks erschienen, mit denen Özer sein Set auf "Watergate 01" bestreitet. Kein Wunder, dass die Stimmung zumeist recht kühl und distanziert bleibt.
Das gilt vor allen Dingen für das erste Drittel, das zwar mit klangvollen Namen wie dem kanadischen Produzenten Cabanne, Pokerflat-Act Sammy Dee und der Wahlberlinerin Cassy aufwartet, aber dennoch zu blass bleibt. Erst mit Jens Zimmermanns "C30" wird der Mix zugänglicher, entfaltet mehr Druck auf der Tanzfläche und spannt den musikalischen Bogen bis in Özers Heimat.
Fast ganz am Ende lässt dann noch mal Jens Zimmermann aufhorchen. Dieses Mal mit seinem Remix von Özers Track "Sahara", der bislang noch auf eine Veröffentlichung wartet. Insgesamt ein ordentlicher Mix, allerdings ohne große Aha-Erlebnisse.
In Verbindung mit dem eigenartigen Design der CD bleibt festzustellen, dass sich das Watergate mit seiner ersten Compilation eindeutig unter Wert verkauft. Um mit Berghaim, Fabric und Fuse auf Augenhöhe zu kommen, braucht es für die nächste Compilation ein richtiges Pfund - musikalisch wie grafisch.
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