laut.de-Kritik
Der Gegenentwurf zum Film.
Review von Manuel BergerKommt man auf das Thema Musikfilm zu sprechen, fällt ein Titel mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit: "Once". Der irische Independent-Film verzaubert seit 2006 Publikum wie Kritiker und erreicht binnen kurzer Zeit Kultstatus. Auch Regisseur John Carney fand offenbar großen Gefallen an der Verbindung zweier künstlerischer Welten und unternimmt mit "Can A Song Save Your Life?" seinen zweiten musikalischen Ausflug.
Im Gegensatz zu "Once" verpflichtete er diesmal jedoch keine Musiker als Schauspieler, sondern wählte den umgekehrten Weg. So sind die Hollywood-Größen Keira Knightley und Mark Ruffalo in den Hauptrollen zu sehen und (zumindest Knightley) zu hören. Auch in den Nebenrollen muss der Underground Platz für Prominenz machen. Adam Levine und Cee-Lo Green dürfen ran.
Während das im Film gut funktioniert und dieser sich durchgehend Authentizität bewahrt, hält der separat veröffentlichte Soundtrack hier leider nicht mit. Der Streifen teilt Maroon 5-Sänger Adam Levine nur eine untergeordnete Rolle zu und deklariert seine Musik meist als kommerzgeilen Mainstreammüll. Der Soundtrack richtet dagegen sein Hauptaugenmerk auf genau diese Massentauglichkeit.
Die im Film omnipräsente Keira Knightley kommt auf gerade einmal sechs Beiträge – bei insgesamt 16 Songs. Eigentlich sogar nur fünf, denn "Tell Me If You Wanna Go Home" singt sie in zwei verschiedenen Versionen. Dabei sind Knightleys Tracks das einzige, was "Can A Song Save Your Life?" von einer seichten Radiocompilation unterscheidet. Speziell der gleich dreimal verwurstete Leadsong "Lost Stars" verdeutlicht dies. Zweimal darf Adam Levine ran und stellt knödelt sich durch einen gelangweiltem Skiptasten-Kandidaten ("Lost Stars") und Suizid ("Lost Stars (Into The Night Mix)"). So ist man zwar schon leicht genervt, wenn Knightley den Song ein weiteres Mal auspackt, durch deren zurückgenommene Singer/Songwriter-Interpretation allerdings auch wieder halbwegs versöhnt.
Ihre unverbrauchte, natürliche Stimme verkörpert das unperfekte, ungeschliffene Flair des Films wesentlich besser, als das aufpolierte Standardgedudel, das die 55 Minuten Spielzeit dominiert und ohne jegliche Ecken und Kanten auskommt. Die vom Cessyl Orchestra oder Cee-Lo Green vorgetragenen Soundtrackstücke sind größtenteils entweder pseudocool auf Balladenrock getrimmt oder einfach belanglos. Zumal Greens "Horny" und "Women Of The World (Go On Strike!)" dank Synthie-Beats nicht wirklich ins Gesamtbild passen wollen.
Bezeichnend ist wohl, dass der stärkste Track "Coming Up Roses" von "Once"-Protagonist Glen Hansard stammt. Auch wäre es wohl besser gewesen, nach dem "Once"-Prinzip zu arbeiten. Denn nach diesem ergaben Soundtrack und Film ein stimmiges Konzept. Hört man sich dagegen die Musik zu "Can A Song Save Your Life?" an, ohne den zugehörigen Streifen zu kennen, denkt man, im Kino mit einer inhaltsleeren Romantikschnulze konfrontiert zu werden – was "Can A Song Save Your Life?" definitiv nicht gerecht wird.
Abhilfe hätte vielleicht eine Bonus-CD mit der im Film aufgenommenen Platte geschaffen. Doch statt sich diese Mühe zu machen, setzt man anscheinend lieber auf besagte Doppel- und Dreifachverwertung von "Tell Me If You Wanna Go Home" und "Lost Stars" sowie einiger Demo Mixe. Am Ende bleibt der schlechte Geschmack eines obligatorischen Vermarktungsproduktes, das durchaus große Momente vorzuweisen hat, alles in allem aber hinter den Erwartungen zurückbleibt – besonders mit Kenntnis des Films. Der stellt nämlich über weite Strecken den genauen Gegenentwurf zum vorliegenden Soundtrack dar.
1 Kommentar mit einer Antwort
liest sich eher wie 2/5...
stimmt