laut.de-Kritik
Kuschelrock für Indie-Freunde.
Review von Katja ScherleMal ehrlich: Ein eigens von Franz Ferdinand für den Film "Hallam Foe" verfasstes Stück – wer kauft da den Soundtrack noch wegen irgendeines anderen Liedes? Allerdings hält der Silberling für den aufmerksamen Hörer noch ganz andere Schätze bereit.
"Hallam Foe" erzählt die magische Geschichte des jungen Hallam Foe, gespielt von "Billy Elliot" Jamie Bell. Dieser versucht, über den Dächern Edinburghs den Tod seiner Mutter zu verwinden und verliebt sich schließlich in eine Dame, die jener verstörend ähnlich sieht. Allen leicht abstoßenden psychoanalytischen Implikationen zum Trotz, wurde der Film auf der Berlinale bereits ausgiebig bejubelt. Die Musik dazu ist indes definitiv eine ganz und gar anziehende Sache.
Regisseur David Mackenzie durfte sich aus dem Repertoire des Labels Domino bedienen und hat seine Sache so gut gemacht, dass die Kombination der sechzehn Tracks auf dem Berliner Film Festival mit dem silbernen Bären ausgezeichnet wurden. Und tatsächlich klingt die Gesamtheit der Lieder gleichzeitig keltisch kühl, eben nach Schottland. Dennoch hört man auch deutlich wohlig warm den Spätsommer, in dem der Film in die Kinos kommt.
In vielen Tracks kommen nur eine akustische Gitarre, ein Akkordeon (King Creosote), Klavier (Hood) oder gar Mundharmonika ohne irgendeinen Gesang (Bill Wells Trio) zum Einsatz. So kommt eine Vielzahl der Songs stark zurückgenommen daher und verlässt sich nur auf die Wirkung der jeweiligen Stimmen. Die wiederum säuseln, schmachten und hauchen einen kuschelig weichen Notenkokon dahin. So wärmt beispielsweise Juana Molina Herz und Hirn mit spanischem Gesang, der so gar nicht nach Latino-Sommersülze klingt.
Das musikalisch anspruchsvolle Wattegefühl regiert jedoch nicht überall. So grüßen gleich zu Beginn Edwyn Collins und Orange Juice mit "Blue Boy" und machen mit ihrem Altpunk-Rhythmus richtig schön Lärm. Ein klassisch krachiger Einstiegstrack, der Lust auf diese krachigen Momente im Film macht.
Gleich danach erfreuen U.N.P.O.L mit Beach Boys-Hintergrund- und schrägen Vordergrund-Gesang. Die lieben Sons And Daughters düstern in "Broken Bones" mit fast nur Gitarre, Future Pilit Aka lassen sogar ein kurzes instrumentales Reggae-Stück melancholisch wirken, und Clinic klingen hier wie U2, wenn die mal wieder richtig sauer würden.
Ach ja, auch Franz Ferdinand halten sich zurück mit dem sonst gefälligen Groove. Alex Kapranos schwelgt in einem großen Refrain zu einer akustischen Gitarre in der allgemeinen Stimmung des Albums. Mit zwei verschiedenen E-Gitarren-Soli gegen Mitte und Ende erhält der Song schließlich noch den unverkennbaren Ferdinand-schen Geschmacksverstärker. Schönes Ding!
Die Musik zu "Hallam Foe" erfüllt damit alle Kriterien eines wirklich ordentlichen Soundtracks, wie ihn schon Zach Braff für "Garden State" zusammengestellt hat. Die großartige Kompilation ist nicht nur ein Kuschelrock-Substitut für Indie-Freunde, sie bringt einem ganz nebenbei auch noch einige Bands näher, die man auch außerhalb von "Hallam Foe" gerne hören wird.
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