laut.de-Kritik

Herzileinschnulzen neben Zweifel an allem und jedem.

Review von

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Wer den Soundtrack einer "satirischen Liebeskomödie" rezensiert, der hat gefälligst auch wenn es schmerzt mit Herzileinschnulzen zu rechnen. Das Alphabet der Spaßgaranten von Afrob über Blumentopf und Curse bis hin zu Torch und der gar zauberhaften Miss Platnum entschädigt dafür mit dem einen oder anderen Bonbon.

Funk liegt erfreulicherweise schwer im Trend. So begeistert auch die musikalische Untermalung von "Leroy", der sich hemmungslos bei dem Blaxploitationfilmen der 70er Jahre bedient, mit groovenden Klängen. Get Shafted! Warum auch nicht? Viel zu kurz wirken Intro und zwischendurch eingestreute Interludes möglicherweise auch deswegen, weil hier keine textlichen Plattitüden den Glitzer dieser funky Instrumental-Perlen trüben.

Davon gibt es leider eine ganze Menge - wie zu befürchten stand, im Soundtrack einer Romanze. Zunächst wird ausgiebig der Held vorgestellt: Denyos "Doin' It" gefällt musikalisch ebenso wie Harris und Jom in "Leroy". Inhaltlich geben diese Tracks allerdings in etwa so viel her wie Cluesos Bekundung, er sei, lalala, ja so "Verliebt". Nico Suave höre ich stets gerne. Seine Liebesbekundungen in "Für Immer" geraten allerdings ebenso langatmig, wie sich Indra Afie in "Fels In Der Brandung" schmalzig präsentiert.

Ole Soul besingt, inklusive Mast- und Herzbruch, "Die Ruhe Nach Dem Sturm" - und ich werde den Verdacht nicht los, dass mich die Beschreibung eines zünftigen Unwetters mehr amüsiert hätte. Doch was soll's? Wir befinden uns schließlich in einem Soundtrack, da gibt der Plot des Films die Regeln vor, und für ein Wiedersehen mit Jan Delay, der in "Kartoffeln" viel Wahres kund tut, ist ohnehin jeder Vorwand recht.

Ich lasse mich darüber hinaus gerne von meinem alten Helden Torch entschädigen, dessen "Wohin" in Vortrag und Instrumentierung überaus skurrile Erinnerungen an den "Bertha Butt Boogie" der Jimmy Castor Bunch weckt. Mit Seeed im Latin-Fieber schwelgen: Immer eine gute Idee, und warum soll es nicht einmal Afrob sein, der den ersten nicht ganz inhaltsleeren Track beisteuert? "Wer Ich Bin" zeigt in bester Advanced Chemistry-Tradition, dass die Zeiten der grünen Pässe zwar vorbei, die alltäglichen Probleme von Landsleuten mit dunklerer Hautfarbe dagegen noch lange nicht gegessen sind.

Curse, immer "Unglaublich", so auch hier: ein wenig Melancholie, ein wenig Philosophie, eine ordentliche Portion Zweifel an allem und jedem: "Das Leben ist erst kurz und dann um" - wie wahr. Ein sympathischer Junge wie Clueso darf gerne auch ein zweites Mal antreten: "Strange" mitsamt angemessen schrägem Gesang gefällt mir zudem noch wesentlich besser als sein erster Beitrag.

Blumentopf retten mit erstklassigen Raps und gewohnt brillanten Wechseln in "Jetzt Und Hier" den schmalztriefenden Eindruck, den Indra Afia hinterließ. Ein Jammer, diese wundervolle Stimme grauenerregende Zeilen wie "Ein Fels in der Brandung, er schwankt nicht / Unsere Verbindung, ooooooooohoohoohooooo, unsere Verbindung steht fest" vortragen zu hören. Brrr! Den Schlusspunkt setzt Germany mit zwar gewöhnungsbedürftigem Chorus, aber doch insgesamt amtlichem Rap. Da freut man sich doch auf sein ins Haus stehendes Solo-Album. Mehr dazu demnächst in diesem Theater.

Trackliste

  1. 1. Leroy Gets Shafted (Intro)
  2. 2. Doin It - Denyo & Miss Marx
  3. 3. Leroy - Harris ft. Jom
  4. 4. Luv Me When I Tell Ya - Miss Platnum
  5. 5. Funky - SKIN SYNC
  6. 6. Kartoffeln - Jan Delay
  7. 7. Verliebt (LaLa) - Clueso
  8. 8. Für Immer - Nico Suave
  9. 9. Die Ruhe Nach Dem Sturm - Ole Soul
  10. 10. Leroy Has Enough (Interlude)
  11. 11. Wohin (Leee-roy) - Torch
  12. 12. King Rodriguez - Seeed
  13. 13. Wer Ich Bin - Afrob ft. Lisi
  14. 14. Unglaublich - Curse
  15. 15. Strange - Clueso
  16. 16. Eva (Interlude)
  17. 17. Fels In Der Brandung - Indra Afia
  18. 18. Jetzt Und Hier - Blumentopf
  19. 19. Ger-ma-ny - Germany

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