laut.de-Kritik
Danny Boyle rief und All Saints, Blur, Moby, Underworld u.v.m. kamen
Review von Michael SchuhTrainspotting war einer der wenigen songorientierten Soundtracks, der dem Meisterwerk seines filmischen Pendants souverän das Wasser reichen konnte. Man darf also annehmen, dass Regisseur Danny Boyle die Erfolgsformel auch im vorliegenden Fall wieder geltend machte und bei der Songauswahl für "The Beach" sein Mitspracherecht einforderte.
Zeigte Boyle bei der Wahl des Hauptdarstellers seines Films noch wenig Fingerspitzengefühl hinsichtlich der brillianten literarischen Vorlage, indem er Leonardo DiCaprio als fleischgewordenen Garanten für weibliche Massenmobilität ans Set orderte, fällt die musikalische Umsetzung dagegen sehr interessant aus. Und das obwohl der zugegeben recht groovende Beitrag der chartserprobten All Saints im Vorfeld wenig hoffen liess.
Die exzellenten Leftfield zünden einen Instrumentalkracher, der - auch qualitativ - nahtlos an ihr "Rhythm And Stealth"-Album anknüpft, während der momentan im Tournee-Siegeszug befindliche Moby das bekannte "Porcelain" stiftet. Auch die durch die Technohymne "Born Slippy" auf Trainspotting zu Weltruhm gelangten Underworld feiern ein Wiedersehen. Die Nummer "8 Ball" ist allerdings so ziemlich das Gegenteil von dem, was man erwartet hat: ein melodiöses Popding, fast schon Liedgut.
Allerdings leidet das Hörvergnügen beim gepflegt langweilenden Beitrag von Sugar Ray, der so gar nicht nötig gewesen wäre. Oder untermalt er im Film vielleicht eine Schlummerszene? Die asiatische Fritzelcombo ADF beweist ihr Können mit der herrlich erfrischenden Coverversion von Lee Perrys Instrumentalhymne "Return Of Django"; mit sattem Bläsersatz und ohne HipHop-Shoutings hätte man diese Schote wohl eher einer Ska-Band wie den Butlers zugetraut. Und dass der Afro-Hit "Yeke Yeke" aus den 80ern auch im Technogewand gefällt, damit konnte ja keiner rechnen.
Höhepunkt dieses genreübergreifenden Melting Pots schliesslich die neue Nummer von New Order: "Brutal" klingt zwar gefährlich, ist aber wieder eine dieser unverschämt guten Melodien aus der Feder Sumners und sicher gute Werbung für deren neues Studiowerk, an dem auch die Chemical Brothers Hand anlegten.
Alles in allem ein kleines Juwel im leidigen Soundtrack-Dschungel, auch wenn die Trainspotting-Hürde zu hoch lag.
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