laut.de-Kritik
Melancholische Reise in ein Land ohne Lachen.
Review von Daniel StraubAls einem zu Weihnachten der ZDF-Mehrteiler Timm Thaler die quälend langen Feiertage verkürzte, war ich gerade einmal fünf Jahre alt. Die Weihnachtsserie durfte ich aber dennoch schauen, meinen großzügigen Eltern sei Dank. Hätten sie gewusst, was mich bei Timm Thaler erwartet, wären sie vielleicht nicht so weihnachtlich milde gestimmt gewesen. Hinter dem kindlich-naiv klingenden Namen mit der Alliteration verbirgt sich die Geschichte eines Jungen, der sein Lachen verkauft.
Das war harter Stoff für einen Fünfjährigen. Auf so eine Idee wäre ich im Leben nie gekommen. Und mein Lachen hätte ich an einen so finsteren Gesellen wie den Baron Lefuet sowieso nicht verkauft. Der nämlich macht mit dem jugendlichen Lächeln von Timm Thaler dubiose Geschäfte, um es vorsichtig auszudrücken. Selbst Jahre später verfolgten mich noch die Bilder von Horst Frank als teuflischem Baron und Thomas Ohrner in der Rolle des unglücklichen Jungen. Hätten meine Eltern das geahnt, der Fernseher wäre an den Weihnachtstagen des Jahres 1979 bestimmt nicht eingeschaltet worden.
Einen nicht unwesentlichen Anteil am gruseligen Eindruck, den Timm Thaler bei mir hinterließ, hat der von Christian Bruhn komponierte Soundtrack zur Serie. Der in der Nähe von Hamburg geborene musikalische Tausendsassa, der Gassenhauer wie "Marmor Stein und Eisen bricht", "Liebeskummer lohnt sich nicht" oder "Zwei kleine Italiener" in Form goss, entdeckt in den 70er Jahren das Fernsehen für sich. Captain Future düst zu seiner Musik von Planet zu Planet, und Timm Thaler jagt, getragen von Bruhns Synthie-Klängen, seinem Lachen nach.
Für den Timm Thaler-Soundtrack hat sich Bruhn ins Studio zurückgezogen, wo die kühlen Klangwelten der Fernsehserie Gestalt annahmen. Ein wenig klingt der Groove der Munich Machine durch, etwa bei "Timm auf der Flucht" oder dem Bonustitel "Devil's Tango". Der überwiegende Teil der Songs jedoch lebt von einer in Moll gefassten, traurig melancholischen Grundstimmung, die einem jedes Lachen aus dem Gesicht treibt.
Vor allem die musikalische Charakterisierung des finsteren und undurchsichtigen Barons Lefeut jagt einem auch noch Jahre nach der Fernsehausstrahlung einen Schauer den Rücken hinunter. Kein Wunder, dass meine zarten Kinderaugen zu gleichen Teilen fasziniert und verstört waren von dem, was sich da auf der Mattscheibe abspielte. Diggler Records sei Dank, dass diese Erinnerungen aus Kindheitstagen nun wieder lebendig werden.
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