laut.de-Kritik

Ehrlich, aber etwas festgefahren.

Review von

PA Sports blickt auf eine langjährige Rapkarriere zurück, die elf Studioalben und vier Kollaborationsprojekte umfasst. Auf "Parham", benannt nach seinem bürgerlichen Namen, öffnet sich der 35-jährige Rapper jedoch so ehrlich wie selten zuvor. Das Resultat ist ein emotional aufgeladenes Werk, das musikalisch etwas eintönig wirkt.

Der Junge auf dem Albumcover soll PA selbst darstellen, der als Kind ohne helfende Hand in die Rapszene kam, wie er in einem Interview sagte. Mit 17 Tracks und einer Laufzeit von 45 Minuten bietet "Parham" eine dichte Sammlung an Songs, die von Schmerz, inneren Konflikten und persönlichen Erlebnissen durchzogen sind. Leider mangelt es an Abwechslung, und auch die prominente Gästeliste, darunter Künstler von PAs Label Life is Pain, hält das Album nicht über die gesamte Länge hinweg spannend.

"Warum fragt mich niemand, ob es mir gut geht?" – Diese Frage zieht sich wie ein rotes Band durch das Album. PA Sports gibt sich als Getriebener, enttäuscht von der Szene und entfremdet von der Welt. Statt Antworten gibt es eine Klage nach der anderen über seine Familie, die Szene und sich selbst.

Der Opener "Interstellar" ft.1986zig setzt einen düsteren Ton mit minimalistischen Klavierklängen, sanften Effekten und einer Atmosphäre, die viel Raum für den Schmerz lässt. PA spricht über Suizidgedanken und familiäre Konflikte. Der nächste Track "Immernoch" bringt klassischen Rap-Flow und einen treibenden Beat mit. Bei "Reality" mit YAKARY, der bereits davor als Single veröffentlicht wurde, zeigt er seine Technik und einen guten Flow. Es fühlt sich an wie der Soundtrack für eine deutsche Version von "Fast & Furious" und überrascht mit einer Hook, die mehr Ohrwurm-Potenzial hat als erwartet.

PA Sports bleibt in den folgenden Songs seinem düsteren Sound treu. Doch in "Ewigkeit" wirkt dieser Sound immer langweiliger, an der Grenze zur Skip-Würdigkeit. Tracks wie "Juliusstraße" feat. Mucco oder "Geradeaus" ziehen an einem vorbei, ohne viel Eindruck zu hinterlassen – klassische Filler ohne große Wendungen, die den immer wiederkehrenden Schmerz noch einmal durchleben, ohne dass er wirklich überrascht.

In "Komplex" kann PA nicht verstehen, warum niemand fragt wie es ihm geht, und erklärt die Ursprünge seiner Komplexe. Er spricht über seine Ego-Probleme und reflektiert darüber, wie ihm seine Tochter immer ähnlicher wird – ein Gedanke, der ihn verunsichert. Doch all das klingt eher nach Selbstmitleid und weniger nach dem Straßenrap, den er so vermisst. "Naturstein Freestyle" ist ein nostalgischer Blick auf die alte Rapszene und ein neidischer auf die "neue"."Kann mich mit dem, was diese Szene heute repräsentiert, nicht mehr identifizieren." Das alles begleitet von einem "Früher war alles besser"-Vibe. Technisch gut gemacht, aber inhaltlich nichts Neues.

Ein politisches Statement liefert der Track "45069" feat. Vega , der die Situation im Gaza-Streifen thematisiert. Besonders ins Auge sticht die Zeile "Hier kommt ein Iraner, der für Gaza steht". Dennoch bleibt der Song hinter seinen Möglichkeiten zurück – es fehlt an frischer Energie, die ihn über das bloße Statement hinausheben könnte.

"Geradeaus" bleibt dem melancholischen Sound treu, ohne wirklich etwas Neues zu wagen. Auf "Central Station Bars" hatte man viel erwartet – leider bleibt es bei flachen Kalendersprüchen und dem üblichen "Ich verstehe das nicht- ich verstehe dies nicht"-Jammern.

"Albtraum" ist im Vergleich ein starkes Stück, in dem sich PA mit der aktuellen Weltlage auseinandersetzt. Mit Einspielungen von Donald Trump und Alice Weidel vermittelt der Song eine beängstigende und hilflose Atmosphäre. PA fragt sich, was mit seinem Sohn in dieser Welt passieren wird. Passend dazu folgt mit "Leyfi" ein Lied, das seinem Sohn gewidmet ist.

Seine Bindung und seinen Weg zu Rap thematisiert der Rapper auf "Für Rap", doch auch hier fehlt die nötige Frische, um den Song wirklich hervorzuheben. Der letzte Track "Last Dance" featuring: Jamule, Mucco & Kianush) wurde als Bonussong auf das Album aufgenommen. Mit einer eingängigen Hook von Jamule macht der Song zwar Spaß, passt jedoch überhaupt nicht zum restlichen Sound des Albums.

"Parham" ist ein emotionales und persönliches Album, das PA Sports' innere Konflikte thematisiert. Die Texte sind ehrlich und es gibt einige starke Songs, aber insgesamt wirkt das Album musikalisch nicht ganz rund. Die ganze düstere Stimmung zieht sich manchmal ein bisschen. Trotzdem finden sich hier zwei, drei Tracks, die wirklich Spaß machen.

Trackliste

  1. 1. Interstellar ft. 1986zig
  2. 2. Immernoch
  3. 3. 1995
  4. 4. Reality ft. YAKARY
  5. 5. Gelbschimmer
  6. 6. Naturstein Freestyle
  7. 7. Ewigkeit ft. NKSN
  8. 8. 45069 ft. Vage
  9. 9. Komplex
  10. 10. Geradeaus
  11. 11. Central Station Bars
  12. 12. Juliusstraße ft. Mucco
  13. 13. Albtraum
  14. 14. Leyfi
  15. 15. Für Rap
  16. 16. Dezember
  17. 17. Last Dance ft. Jamule, Mucco & Kianush

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