laut.de-Kritik
Die perfekte Support-Band.
Review von Rinko HeidrichRock ist tot. Sollte man meinen, wenn man sich die Charts weltweit anschaut und dort auf die komplette Dominanz von Hip Hop trifft. Nein, die Helden der jungen Generation tragen keine abgewetzten Lederjacken oder schnittigen Retro-Klamotten. Vorbei die Zeiten, als Kurt Cobain die Kids in ihrer Teenage Angst abholte und wütend die Gitarre auf der Bühne zertrümmerte. Und doch sind Bands wie Pabst, die mit ihrem Sound an diese Zeit erinnern, keine so große Seltenheit. Es brodelt gewaltig im Untergrund, auf den Festivals und auf Konzerten. Es benötigt trotzdem noch die große Band, die alle mit- und nach oben reißt.
Immerhin Moses Schneider, langjähriger Produzent von Tocotronic, glaubt ganz fest an die Berliner und ihren Sound, der Indie-Rock mit Noise-Pop vereint. Als Support von Hüsker Dü-Sänger Bob Mould konnten sie ja schon sehen, wie ein ganz Großer des Indie-Rock seinem Schrammelgitarren-Sound die Pop-Melodien beibringt.
Nachdem eine verfremdete Stimme "1, 2, 3" einzählt bricht das wirklich sehr satt produzierte "Machina" heraus. Die Fuzz-Gitarren dominierten ja schon auf dem Pabst-Debüt "Chlorine", hören sich nun aber noch einmal kräftiger nach Stoner Rock an. Ebenfalls trocken prügelt Drummer Tore Knipping "Ibuprofen" nach vorne. Ein Problem bleibt aber nach wie vor, dass es außer dem gekonnten Zitat-Reigen an einer eigenen Idee fehlt, die sie signifikant von anderen Rock-Bands unterscheidet. Pabst klingen wie viele andere Bands, die derzeit den Indie-Sound der späten 80er für sich entdecken.
Was natürlich den Unterhaltungswert von "Deuce Ex Machina" nicht schmälert, zumal die alten Rock-Helden entweder in die Versenkung abtauchten oder es nun im Alter ruhiger angehen lassen. Die Enkel von Pabst klingen jedenfalls nicht so, als ob sie Lust auf einen entspannten Lebensabend haben. Die Stimme von Sänger Erik Heise klingt wie einst bei Wavves angenehm roh nach übersteuerter Lo-Fi-Aufnahme. "Legal Tender" erinnert tatsächlich an das letzte kurze Indie-Rock-Aufflackern anno 2009 mit Bands wie No Age oder Surfer Blood. Pabst klingen in solchen Momenten eben nicht nach Deutschland, sondern könnten auf einem Festival in Los Angeles spielen, ohne dass man ihre Herkunft bemerkt.
Doch auch dort hätte es nicht zum Headliner gereicht, sondern bestenfalls für den 12-Uhr-Slot. Das Songwriting bleibt oft zu durchschnittlich, die Ideen anderer klauen sie nicht gut genug. So ist "Useless Scum" ein Nirvana-Rip-Off, das zudem an die nicht so guten Momente der Black Keys erinnert. Pabst bleiben vorläufig die perfekte Support-Band, die für einen kurzen Moment die Konzertbesucher für sich gewinnt und durchaus Hoffnung auf Größeres verbreitet. Nur passiert es dann leider nicht, was angesichts der Dominanz von Schlager-Pop und fürchterlichem Deutschrock im Mainstream äußerst schade ist.
Noch keine Kommentare